
Wenn Geschichten Unbegreifliches erklären, verweben sich zwei Modelle der Wirklichkeit: Die Realität, wie wir sie kennen und die geistig-seelische Welt, die wir fühlen. So eine Erzählung gibt es auch bei uns und sie heißt "Zwergenschutzgebiet". Sie entstand, als ein Baumstumpf, dessen Wurzeln eine Höhle bilden, trotz aller Anstrengung und technischem Aufwand nicht zu entfernen war. Die Gründe so einfach wie praktisch: Zwerge halten ihn fest, denn er ist ihr Tor zur Unterwelt. Da mischt sich Mensch besser nicht ein. Wissen doch die alten Sagen und Mythen, dass die Unterirdischen nicht gern gestört werden und ihr sonst guter Wille schnell in Rachsucht umschlägt. Das sollten wir besser nicht riskieren. Also steht auch heute noch auf der kleinen Anhöhe aus Findlingen, die mit Erde bedeckt von Scheinbeeren überwuchert ist, der Birkenstumpf und treibt jedes Jahr neu aus. Und davor zur Erinnerung, dass es mehr als eine Sichtweise auf diese Welt gibt und niemand sich im Besitz der einzigen Wahrheit befinden kann, sitzt ein lesender Zwerg aus dem Museumsorf in Hösseringen.
Kommentar schreiben
Julia (Freitag, 12 Januar 2018)
Wunderbar formuliert … ich teile diese Sichtweise :-)