
Wer aus der Großstadt in die Lüneburger Heide kommt, um Urlaub zu machen, genießt nicht nur die Natur, die Ruhe und die frische Luft, es ist meist noch etwas anderes, das gut tut. Die Uhren ticken langsamer, die Leute sind gelassener. Hier leben Menschen, die seit Generationen den gleichen Hof bewirtschaften, mit Tieren umgehen, das Land bestellen, Familienbetriebe, deren Kunden nicht täglich neu umworben werden müssen, Schäfer und Jäger, die Wald und Wiesen und Jederman kennen. Man ist wer man ist. Das muss nicht mehr erkämpft und stets aufs Neue definiert werden. Land und Leute sind zusammengewachsen, die Menschen geerdet. Aber nicht nur die Dörfer, auch Städte und Großstädte formen die Menschen, die in ihnen leben, und machen aus ihnen Typen. Und je länger man der Atmosphäre eines Ortes ausgesetzt ist, desto unwiderruflicher die Wirkung. Stadt oder Land prägen sich ein wie ein Stempel. Einmal Berliner Schnauze, immer Berliner Schnauze, einmal Bauer, immer Bauer könnte man vereinfacht sagen. Aber meist ist das Anderssein viel subtiler und wird auch so empfunden, was in manchem Dorf dazu führen soll, dass Zugezogene noch in zweiter und dritter Generation von den Alteingesessenen als Fremde betrachtet werden. Wer also die stressige Großstadt verlässt, um zur Ruhe zu kommen, muss vielleicht feststellen, dass er die Stadt innerlich mitschleppt und keine Ahnung hat, wie er sie wieder loswerden soll.
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