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Bude bauen

Wenn Mann erst einmal auf Marke Eigenbau setzt, dann hört Frau plötzlich oft: "Das kann man doch selbst machen." So ging es mir auch, als ich für Anouk eine Hundehütte wünschte. Keine Gekaufte war gut genug, zu teuer obendrein. Schlagende Argumente! Ich träumte also weiter von einer Bude für den Hund mit Heu zum Einkuscheln, wie ich sie mir als Kind gerne selbst gebaut hätte und in Ermangelung von Werkzeug, das ich in den Wald hätte schleppen dürfen, in hohlen Büschen einrichtete. Dass es beim Hüttenkauf eher um die Erfüllung von Kindheitsträumen ging, als um echten Nutzen, wie ich es mir mit guten Argumenten einzureden versuchte, war klar, denn unser Hund machte, anders als ein quengelndes Kleinkind, niemals deutlich, dass ihm irgendwas zu seinem Glück fehlte. Immerhin hatte er sein warmes Lager am Ofen, unterm Tisch und neben Herrchen im Sessel. Das sollte selbst einem verwöhnten Hund genügen. Dass trotz dieser Erkenntnis und strikter Vorgaben seitens meines Mannes dann doch eine Hundehütte ins Haus/respektive in den Garten kam, ist dem glücklichen Umstand zu verdanken, dass das hiesige Tierheim einige seiner soliden, selbstgezimmerten Hütten zu verschenken hatte. Dass man für den Gegenwert einer großzügigen Spende nicht einmal das Material für den Eigenbau bekäme, war offensichtlich und so schleppte auch mein Mann das schwere Ding gern mit mir nach Haus. Es wurde gründlich geschrubbt und bekam dann - wie auch anders - den Schwedenhauslook à la "wir Kinder aus Bullerbü". So kam Anouk zu ihrer Bude, ich zu meinem Kindheitstraum und wir zu noch mehr Heile-Welt-Ambiente. Angesichts dessen ist es sehr freundlich vom Hund, seine Hütte tatsächlich zu bewohnen, damit ich auch weiter nicht von der Nutzlosigkeit sentimentaler Gefühle überzeugt sein muss. 

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