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Landeier

Das echte Landei widersteht der Norm und auch dem klassischen Vermarktungsweg. Dass nach alter Tradition der Bäuerin neben dem Buttergeld auch das Eiergeld zur persönlichen Verwendung zusteht, ist ein Brauch, der auf dem Land weiterlebt. Überall auf den Höfen und in den Gärten scharren und gackern Hennen der verschiedensten Rassen: weiß, braun und bunt, Zwerge und Grünleger, meist von einem wehrhaften Hahn beschützt. Ihre Eier sind mal größer, mal kleiner, die Farbe der Dotter variiert von blass bis sonnengelb auch innerhalb einer Hühnerschar und einer Legezeit. Hinter jedem Ei steht ein Tier mit eigener Persönlichkeit, speziellen Vorlieben beim Fressen und eingebunden in eine Sozialordnung, die unterschiedlichen Zugang zum Futter ermöglicht. Manchmal steht dem Ferdervieh der ganze Hof zur Verfügung und man muss auf seinen Hund aufpassen, dass er die Schar nicht zum Spaß aufscheucht, manchmal sieht man sie in großen Volieren oder abgezäunten Bereichen, oft mit einem Netz gegen den Zugriff durch Raubvögel geschützt. Immer aber haben sie viel Erde unter den Krallen, schützende Verstecke und ein Haus mit Nestern. Tierhaltung wie aus dem Bilderbuch. Entsprechend beliebt sind die Eier und Kunde zu sein ist eine Auszeichnung. Da nimmt man gerne Unregelmäßigkeiten und Legepausen in Kauf. Die Vermarktung ist in Frauenhand und Vertrauen erste Voraussetzung: ein Kästchen fürs Geld reicht oder man verzichtet ganz darauf und betrachtet Ei, ebenfalls in alter Tradition, gleich als Zahlungsmittel. Auch wir werden mit Eiern bezahlt - fürs Haareschneiden. Das lässt sich ausbauen und weiter denken. Noch habe ich außer Haareschneiden nicht viel anzubieten. Aber das kann sich ändern und vielleicht werde auch ich dann irgendwann einmal sagen: Ich bin ein Landei, widerstehe der Norm und dem klassischen Vermarktungsweg.

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