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Was man können muss

Wenn nur vier 8 cm dicke Holzwände und ein flaches Dach die Grenze zwischen draußen und drinnen bilden und der Ofen die einzige Heizung, kann es im Winter auch in einem kleinen Haus schnell ungemütlich werden. Ob man sich in dieser Welt gut aufgehoben oder aber sehr verletzlich fühlt, hängt dann einzig und allein davon ab, ob man in der Lage ist, ein anständiges Feuer zu machen. Keine Kunst scheint Feuermachen für den, der sein Wissen nur aus der Theorie geschöpft oder aus Filmen bezogen hat, in denen in schneller Sequenz das Anfeuern als Nebensache dargestellt wird. Kein Wunder also, dass ich glaubte, einen Ofen zu heizen sei kinderleicht und bedürfe keiner Erfahrung. Über das, was wir daher in den ersten ein bis zwei Jahren falsch gemacht haben, könnte ich viel berichten. Entscheident war aber wohl, dass wir neben der fehlenden Technik noch kein Vertrauen in das für uns weitgehend unbekannte Element Feuer hatten. Ohne unsere ständige Unterstützung und Kontrolle, glaubten wir, könnte es seine Kraft gar nicht entfalten. So öffneten wir immer wieder die Ofentür um in der Glut zu stochern, Scheite neu zu positionieren oder in schöner Regelmäßigkeit einzelne Holzstücke aufzulegen. Die Folge war, dass der Ofen nur mäßig heiß wurde und ich im Frühling darauf die Bedeutung des Wortes Frühjahrsputz zum ersten Mal in seiner ganzen Notwendigkeit zu spüren bekam, denn Wände und Decke waren mit einem Rußfilm überzogen. Die Fehlersuche begann und es dauerte, bis sie bei unserem eigenen Verhalten endete. Vorher machten wir den Ofen mit seiner übergroßen Panoramascheibe, den Ofenbauer für zerrissenes Dichtungsband, das frische Holz und manches mehr verantwortlich. Heute ist Feuermachen wirklich kinderleicht, aber auch jetzt noch ist jedes gelungene Feuer eine anerkennende Bemerkung wert.  

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