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Vor verschlossener Tür

Die Welt ist ein geheimnisvoller Ort und die eine große Frage nach dem Warum konnte wohl gelegentlich von großen Geistern erahnt, von der Wissenschaft aber bis heute nicht beantwortet werden, auch wenn sie uns gerne etwas anderes vorgaukelt. Und je mehr die Zersplitterung der Welt in Fachgebiete vorangetrieben wird und Erklärungsansätze nur für ihre Fragmente angeboten werden, desto mehr verlieren wir auch das Große und Ganze aus den Augen, entfernen uns von der einen wichtigen Frage und werden unempfänglicher für die Botschaft, die von der Welt selbst ausgehen könnte. Das Staunen und Wundern über die unendliche Fülle an Leben und Erscheinungen ist uns abhanden gekommen, weil einem vor dem, was man zerlegt und seziert, die Ehrfurcht verloren geht. Seit wir auf dem Land wohnen und uns die Natur so vielfältig umgibt, wir auch Zeit haben, in ihr zu laufen, sie einzuatmen, ihre vielen Farben und Formen aufzunehmen, ist mir der Verlust des Wunderns noch bewusster geworden. Der Kopf holt Vorformuliertes aus der Erinnerung, präsentiert Gelerntes und schon schlägt die Tür zum unmittelbaren Erleben und Empfinden wieder zu. Was bleibt ist die Sehnsucht, einen Blick hinter das Tor zu tun. Sie ist so schmerzhaft wie schön.

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