Wie ein gutgemeinter Rat scheint es von der Tafel zu klingen: "Komm und setz dich!" Man möchte beinahe "endlich einmal" hinzufügen. Das Schild, das müde Wanderer und Pilger unweit der kleinen Feldsteinkirche in unserem Ort am Rande des Jakobsweges zu einer Rast ermuntern soll, hängt an einem alten Fachwerkbau. Es verweist auf eine gemütliche Ecke mit Bank, altem Schrank und Blick auf einen Teich in einem malerischen Garten. Dass die Einladung Aufforderungscharakter hat, zeigt, wie schwer es heute ist, jemanden zu einer Pause zu bewegen. Wir sind Reisende in Schnellzügen und die Bank weniger willkommene Unterbrechung der Fahrt, als ein Zwischenstopp, der aufhält. Das hohe Tempo, das wir gewöhnt sind, gewährt wie der Blick aus dem Fenster des Zuges, eine Vielzahl von Eindrücken, aber sie bleiben flüchtig. Standbilder in Pausenzeiten dagegen drängen sich auf und fordern heraus. Das kostet Kraft. Eine Bank, wie sie hier in der Heide oft ganz schlicht aus einem auf zwei Holzklötze gelegtem Bonanzabrett besteht, ist daher nicht nur eine Verführung zum Nichtstun, sie ist auch eine Einladung, genauer hinzuschauen, den beschleunigten Lebensfilm anzuhalten und auf bedeutende Sequenzen zu untersuchen, die in der Eile vielleicht untergegangen sind. Denn, wer schneller reist ist ja nicht früher am Ziel, er verpasst nur andere Dinge.
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