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Nächtliche Geräusche

Ein Blockhaus soll gute Schallschutzeigenschaften haben. Das mag zutreffen, solange es sich um Geräusche handelt, die fern des Hauses entstehen und die von den Bohlen absorbiert werden. Sobald aber die Wände direkt betroffen sind,  zeigt sich ein Holzhaus als perfekter Resonanzkörper, als Schlaginstrument für den Wind, der den Birkenast, der draußen als Handtuchhalter dient, genau so als Klöppel benutzt wie das Mobile aus Zweigen unterm Dachüberstand oder das Windspiel aus einer Kette Anmachholz. Im Haus hört man das als warnendes Klopfen oder als eindringliches Klappern und Kratzen. In stürmischen Böen fegt der Wind Zweige und Kiefernzapfen aufs Dach - dann ist es, als würde ein Trommelwirbel über uns ertönen - und wenn ein dicker Ast dabei ist, knallt es so laut, dass man automatisch den Kopf einzieht. Wer am Meer wohnt, muss mit dem Brausen und Toben der Wellen leben, in der Stadt habe ich mich nicht über das Rauschen des Verkehrs beklagt, hier sind es die Waldgeräusche, die dazu gehören und die mir die Kraft der Natur akustisch verstärkt in unserem Klangraum vor Augen führen. Es kostet manchmal ein wenig Nachtschlaf, aber ich will es trotzdem nicht leise oder gezähmt und ich erinnere mich an eine Karte, die mir eine Freundin vor sehr langer Zeit geschenkt hat. Auf ihr stand: "Du fragst mich, was soll ich tun? Und ich sage: Lebe wild und gefährlich, Artur!" Der Spruch hat mich ein Leben lang begleitet und auch heute noch finde ich, dass Leben eigentlich wild sein muss und nicht zahm.  

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