Wenn im Winter die Erde gefroren ist und wir keine Gruben in die Beete buddeln können, um darin die Gemüse- und Obstreste, Eierschalen, Kaffeeprütt und Holzasche aus dem Ofen zu versenken, sammeln wir den Biomüll in den aus Kiesel- oder Ziegelsteinen gebauten runden Beeten. Das ist kein schöner Anblick. Aber heute decken wir alles mit ein paar Schaufeln Mutterboden ab und dann haben wir die beste Grundlage für eine wahre Blumenpracht oder vielleicht auch für die Kürbisse, die ich dieses Jahr ebenfalls säen will. Die Samen dafür habe ich aus den Kürbissen, die wir gegessen haben, herausgelöst und getrocknet und von der Kapuzinerkresse, die im letzten Jahr auf unserem "Mist" so üppig wucherte, gesammelt. Ich liebe diese beiden Pflanzen, die bei guten Bedingungen, wie überschäumend wachsen. Sie wirken wie die pflanzifizierte Lebensfreude des Sommers und dass man von der Kapuzinerkresse darüber hinaus alle Teile essen kann - Blätter, Blumen und Samen - sie trotz ständiger Ernte unverdrossen weiter machen, lässt einen glauben, dass das Schenken ihre wahre Bestimmung ist. Ich erinnere mich noch, wie wir früher im Sommer in Berlin oft am Samstag über den beliebten Winterfeldmarkt in unserem Viertel geschlendert sind um fürs Wochenende einzukaufen, aber auch um uns an der bunten Vielfalt zu erfreuen. Dort wurden an kleinen fein aufgemachten Ständen in hübschen Spankörbchen eben diese Blütenmischungen als Topping für ein edles Gericht des mit exclusivem Geschmack ausgestatteten, dabei vermutlich überwiegend völlig ahnungslosen Großstädters teuer angeboten. Ein optischer Genuss, den wir damals bewundert, aber uns nicht geleistet haben. Hier steht er uns überreich zur Verfügung und egal wie viel wir davon pflücken, die Kapuzinerkresse ist uns immer eine Blüte voraus. Das ist der Luxus des Landlebens.
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