Wenn man unser Grundstück durch das hintere Tor verlässt, betritt man einen Trampelpfad, der zwischen Wald und Auen hindurchführt. Diesen Weg müssen die Erdkröten passieren um aus ihren Winterquartieren zu den Teichen und Bächen zu gelangen. Und als würde ein unhörbarer Startschuss fallen, beginnen alle gleichzeitig die oft kilometerlange Reise zu ihren erinnerten Kinderstuben, wo sie auch ihren Nachwuchs gut aufgehoben glauben. Auf meinem Weg, der an ihren Laichgebieten vorbeiführt, sind sie dann so zahlreich, dass ich aufpassen muss, wohin ich trete und doch löst jeder Schritt von mir ein Hüpfen und Krabbeln der in großer Überzahl vorhandenen männlichen Kröten aus. Ein einsames Weibchen sieht man jetzt am Ende ihrer Reise nicht mehr. Sie haben sich längst eines der - im Vergleich zu ihnen - kleinen Krötenmännchen gesichert und tragen es auf dem Rücken bis zum Wasser, wo die Paarung stattfindet. Gern würde ich als augenzwinkernden Zusatz anfügen: sie tragen ihren Auserwählten triumphierend davon - zum Ausgleich für die meist von Männern aus patriachalischer Sicht formulierte Naturbeschreibung, die das Männliche oft auch dann aktiv und dominant, das Weibliche dagegen passiv darstellt, wenn sie diese Rollen gar nicht einnehmen. So heißt es auch von der Erdkröte gewöhnlich: lässt sich das Männchen tragen und nicht etwa: das Weibchen trägt. Auf Sprache zu achten und wie mit ihr unsere Weltsicht geprägt wird, bleibt immer spannend.
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