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Man kann nicht zwei Mal in den gleichen Fluss steigen

Das Dach des Häuschens wird neu eingedeckt und die silbernen Rinnen und Verblendungen lassen es gleich etwas weniger zerzaust aussehen.
Das Dach des Häuschens wird neu eingedeckt und die silbernen Rinnen und Verblendungen lassen es gleich etwas weniger zerzaust aussehen.

Wie ein Dejavue aus der Spiegelwelt verhält sich unser Nachbarhäuschen zu unserem. Absolut baugleich, nur spiegelverkehrt liegt es auf einem ebenfalls dreieckigen Grundstück, das sich unserem genau umgekehrt in den Maßen zu einem - etwas unregelmäßigen - Quadrat anfügt. Anders als unser Grundstück hat sich das Nachbar-Anwesen in den letzten Jahren aber nicht verändert. Das Häuschen sieht genau so aus, wie unseres bei seinem Erwerb und wir liebäugelten von Anfang an mit dem Gedanken, auch dieses in ein Schwedenhaus zu verwandeln und unserem an die Seite zu stellen. Als unsere Nachbarin daher, die kaum je zu Besuch in die Heide kam, uns Haus und Grundstück zum Kauf anbot, überlegten wir nicht lange und seitdem wachsen die Grundstücke zusammen. Zuerst komplettierten wir den für Anouk ausbruchsicheren Zaun, danach bauten wir die Totholzhecke ab, die die beiden Gärten trennte und dehnten die halbrunden Beete, die daran anschlossen, zu Ovalen aus. Nun beginnen wir nach und nach das Häuschen unserem anzugleichen. Bei all dem fühlen wir uns oft wie in der Zeit zurückversetzt. Trotzdem steigt man, wie Heraklit meint, nie zwei Mal in den gleichen Fluss. Und das merken wir auch. Obwohl sich die Arbeiten wiederholen, hat sich unsere Erfahrung verändert und auch der Enthusiasmus, der uns früher angetrieben hat, ist abgeflaut. Damals hatte alles den Zauber des Neubeginns, heute sind wir im Alltag angekommen und diese besondere Stimmung, die jedem Anfang innewohnt, ist verflogen. Nun müssen wir es ohne Dopaminschübe schaffen und daher wird es länger dauern. Aber das macht nichts. Wir sind ja schon angekommen! 

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