
Wat de Buer nich kennt, dat frett he nich. Das pflegte meine Mutter uns Kindern vorzuwerfen, wenn wir ihren kulinarischen Experimenten skeptisch gegenüber standen. Auch heute tue ich mich noch schwer, vorbehaltlos an neue Lebensmittel heranzugehen. Daher können mich all die Sojaprodukte, die Fleisch, Käse und Joghurt imitieren, nicht reizen, Sushi oder Schnecken muss ich nicht probieren und mit Panhas oder Foie gras kann man mich vom Tisch jagen. Nur bei Salat und frischem Gemüse bin ich völlig vorurteilsfrei. Sie esse ich alle, auch wenn ich Grünkohl lieber als Salat angemacht mag und Rotkohl am leckersten kleingeschnitten auf der Pizza. Wenn mir also jemand sagt, dass Brennesseln und Sauerklee gut schmecken, werde ich sofort neugierig. Einen Rest Aufgeschlossenheit habe ich mir also bewahrt. Und da sich der Sauerklee in unserem Garten in großen Teppichen verbreitet, steht er nun öfter auf dem Speiseplan, ob morgens als Topping auf dem Brot, mit Olivenöl und Knoblauch unter die Nudeln gemischt oder ins Erdnussmus gerührt zur Gemüsepfanne. Hunger ist für mich der beste Koch und "das perfekte Dinner" an mich verschwendete Liebesmüh. Ich muss meinen Gaumen nicht mit immer neuen Genüssen kitzeln. Und obwohl Kochen als eine der ersten großen Kulturleistungen gilt und den Erfolg der Gattung Homo sapiens begründet haben soll, kann ich der einfachen Küche, beinahe der von der Hand in den Mund, viel abgewinnen. Kinder essen so und müssen erst langsam an neue Geschmacksrichtungen und exquisite Zusammenstellungen gewöhnt werden. Obst und Gemüse roh, ein Butterbrot, Nudeln - die meisten Kinder wären damit sehr lange vollauf zufrieden und etliche Zivilisationskrankheiten würden nicht derart grassieren, wenn man es bei diesen spartanischen Vorlieben beließe.
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