
Gestern hat mir eine Freundin erzählt, dass Indianer, bevor sie ein Tier erlegten, seinen Geist um Erlaubnis fragten. Und nur wenn er bereit war, seinen Körper dem Menschen als Nahrung zur Verfügung zu stellen, wurde es getötet. Das mag ich glauben, denn die Ureinwohner lebten lange und erfolgreich in ihrem Land und zerstörten ihre Lebensgrundlage - anders als "der weiße Mann", der die 30 bis 60 Millionen Bisons in kurzer Zeit bis auf wenige Dutzend abschlachtete - nicht. Das erinnert mich an eine meiner drei Zucchini-Pflanzen, die von einer Schnecke (oder mehrerer - ich war nicht dabei) gefressen wurde. Vielleicht hat die Nacktschnecke ebenfalls die Geister der Pflanzen befragt und da auch unsere und ihre Nahrungsquelle nicht erschöpft werden soll, hat nur die eine eingewilligt. Die beiden anderen wurden jedenfalls verschont. Für uns "zivilisierte" Menschen, die immer alles in Kategorien des Mehr und des Konkurrierens, des Gewinnens und des Verteidigens erfassen, ist das eine gedankliche Herausforderung. Warum haben sie nicht auch die anderen Pflanzen gefressen? Und warum treibt die bis zum Stumpf heruntergeknabberte wieder aus, als würde sie der Zeit- und Blätter- "Verlust" nicht tangieren? Hat ihr Nachzüglerdasein eigene Gründe? Sollte es etwa genau so kommen und hat alles einen Sinn? Sind in einem selbsterhaltenden, funktionierenden (Garten-)System Verluste einkalkuliert und können verschmerzt werden? Ist es daher falsch, sein Gemüse gegen Fress"feinde" zu verteidigen wie in einer Schlacht, statt darauf zu vertrauen, dass sich alles ganz von selbst einpendelt und wir einfach auch nicht das Recht auf die gesamte Ernte haben? Zweierlei ist offensichtlich: Ich musste noch nie Hunger leiden und ich habe als Kind "zu" viele Märchen gelesen. Denn ich liebe Fragen und Geheimnisse und ich gebe mich nicht gern mit den üblichen Antworten zufrieden.
Kommentar schreiben