
Die Auswirkungen des Regenmangels der letzten Wochen sah ich schon, das Wort Trockenschäden kannte ich trotzdem nicht. Nun, da ich es neu gelernt habe, begegnet es mir - ganz im Sinne, dass man nur wahrnimmt, was man kennt/benennt - überall. Mit den Scheinbeeren, die hinter dem Haus das Zwergenschutzgebiet überziehen, ist es mir erstmalig ins Bewusstsein gerückt. In der Mitte der mehrere Quadrameter großen Anpflanzung wurden die Blätter teilweise braun, an den Rändern dagegen - wie zum Trotz - wucherte es frisch, als würden die Alten in der Mitte ein paar ihrer Blätter für die Versorgung der Jungen opfern, vielleicht in der Hoffnung, dass sie als Kundschafter in feuchtere Gebiete vorstoßen, und das Wasser dann mit den geduldig ausharrenden Altpflanzen teilen. Den zwar unschönen aber heroischen Akt schaute ich mir daher noch recht gelassen an, obwohl ich doch begann, ihnen beim täglichen Wässern der Gemüsepflanzen eine Dusche abzugeben. Anders bei den Blaubeeren, die überall in großen Flecken auf unserem Grundstück stehen und bei unserem Einzug den gesamten Garten, heute immerhin noch weite Teile, mit ihrem dichten Wurzelwerk durchziehen und es anderen Pflanzen schwer machen, an Boden zu gewinnen. Sie sind ein starker Gegner hier im Wald und sie fordern meinen Respekt so sehr heraus wie meinen Willen, ihren Einfluss einzudämmen. Daher hielt sich auch mein Mitleid in Grenzen, als sie an einigen Stellen ihre braun gewordenen Blätter einrollten, die Beeren vertrocknen ließen und unansehnlich wurden. Ihre Schwäche nahm ich nicht zum Anlass für mildtätige Wasserspenden, sondern nutzte sie gleich für einen Teilsieg auf meiner Seite und befreite ein großes Stück des Bodens von ihrem Zugriff. Ich weiß, sie werden nicht aufgeben und ihre unterirdischen Fühler ausstrecken in das von uns mit gutem Mutterboden aufgefüllte Areal und sie würden sich in kürzester Zeit gegen die frisch gepflanzten Bodendecker, Stauden und Rosen durchsetzen, wenn ich nicht da wäre und wachsam. Was die Blaubeeren mir sagen würden, wenn sie reden könnten, wüsste ich: Eine verlorene Schlacht, ist kein verlorener Krieg. Wir warten nur auf Deine Schwäche, dann kommen, sehen und siegen wir wieder.
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