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Von Resten und Ideen

Holzhandlungen sind die reinsten Fundgruben. Als wir gestern eine im Dorf nebenan ansteuerten, um einen neuen Stoß Bonanzabretter für die Fortführung des Zauns zu erhandeln, entdeckte ich ganz oben auf einem Haufen aussortierter Stücke einen Rest Schwartenbrett, der mich an eine Zwergenmütze erinnerte. "Nimm man so mit" war die großzügige Antwort auf meine Frage nach dem Preis. Zu Hause erhielt das leblose Holz durch angenagelte Knöpfe Ausdruck und Seele und bewacht nun, aus der Rinde eines Baumstumpfs hervorlugend, die bepflanzten Körbe und Kisten neben der Terrasse. Ich kann dem Gedanken, dass der Garten von allen möglichen Wesen bevölkert ist, viel abgewinnen. Als würde die Welt um einiges reicher und bunter durch ihn. Daher halte ich mir die Möglichkeit der Existenz kleiner unsichtbarer Geschöpfe, die im Verborgenen wirken, offen und erinnere mich, dass ich auch Strom und UV-Strahlen nur indirekt über ihre Wirkung wahrnehmen kann. Vielleicht muss ich einfach aufmerksamer nach Zeichen Ausschau halten, oder umgekehrt, selbstvergessener werden, damit etwas von ihnen zu mir durchdringen kann.

Eines ist sicher, man verliert nichts, wenn man mit der Idee spielt. Dagegen wird die Welt immer flacher und trister je mehr wir sie auf das reduzieren, was wir mit unseren sowieso beschränkten und dazu noch völlig aus der Übung gekommenen Sinnesorganen wahrnehmen können. Als würden wir uns abschotten aus Angst, es könnte tatsächlich noch etwas anderes im Universum geben außer rechtlosen Pflanzen, untergeordneten Tieren und uns als Herren der Welt. Denn wenn dem so wäre, dann gnade uns Gott.  

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Nüket (Freitag, 20 Juli 2018 13:17)

    Durch deine Kreativität ringst du dem Wald-Garten nicht nur eine Vielfalt an Gewächsen ab, sondern verleihst ihm auch einen Charakter - ja, vielleicht sogar eine Seele. Es ist eine große Freude die Entwicklung mit verfolgen und somit als 'Stadtmensch' auch daran teilhaben zu dürfen. DANKE dafür.