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Rätselauflösung

Da hätte ich lange warten können, als ich die mit einer staubigen Masse gefüllten knallharten braunen Kugeln, die sich überall im Garten im Boden finden, in ein Glas mit Erde legte um zu erleben, wie sie sich entwickeln und mir das Geheimnis ihrer Existenz offenbaren. Aber wie soll noch werden, was bereits ist. Daher wurde ich Woche um Woche enttäuscht, wenn ich neugierig ins Glas schaute, gespannt, ob es unter der luftdurchlässigen Abdeckung von Spinnen wimmelt, Maden herumkrabbeln, Nachtfalter geboren wurden oder sich ein Pilz aus dem Boden schiebt, ein Trieb entwickelt. Nichts! Nachforschungen im Bekanntenkreis hatten ebenso wenig Erfolg, wie die E-Mail an den heimischen Förster, die unbeanwortet blieb. Und auch die gesammelten Erkenntnisse im Internet sind so lange keine Hilfe, so lange die Suchbegriffe aus den immer gleichen Stichworten bestehen. Man muss sich selbst innerlich von der Stelle bewegen und das Problem von einer anderen Seite angehen und siehe da, die Lösung liegt direkt vor der Nase. So geschehen, als mir das Wort "Kartoffelbovist" begegnete, der wie meine eingesperrten Kugeln einen schießpulverähnlichen schwarzen Inhalt hat. Da öffnete sich plötzlich eine ganz neue prall gefüllte Wissensschublade, die ich sonst nie beachtet hätte. Ganz oben ein Name und mit ihm des Rätsels Lösung: "Hirschtrüffel", und noch genauer: "warziger Hirschtrüffel"(auch wenn er auf dem Bild frisch gewaschen eher gelackt glänzt). Ein Trüffel nicht, dennoch eine Delikatesse (für Hirsche und Wildschweine), ein Pilz aber wohl: Ein Unterirdischer, der nie das Licht der Welt erblickt und deshalb in enger Beziehung zu den Bäumen lebt, die ihm Zucker aus ihrer Photosynthese zukommen lassen und im Gegenzug von ihm mit Wasser und Nährstoffen versorgt werden. Noch wichtiger allerdings ist vielleicht seine Aufgabe als Übermittler von Botschaften zwischen den Bäumen. Ob er dabei eher die Rolle eines unbeteiligten Sprachrohrs übernimmt oder der Baumsprache mächtig das ihm anvertraute Wissen wie ein kleines Gehirn speichert und anwendet ist das nächste Rätsel. Um es lösen zu können, werde ich mich wohl wieder von der Stelle bewegen und das Geheimnis von einer ganz neuen Seite aus betrachten müssen. Eine vorläufige Antwort gibt mir eine Zeile aus einem Gedicht, das beinahe verkramt in einer meiner Wissenschubladen lag und auf Erinnerung wartete: " ... Doch in den Nüssen bilden sich Gehirne aus. Bald werden wir die Schädel knacken, die Gehirne aus den Schalen lösen und zerbeißen, Geschmack der Weisheit der Erde auf der Zunge." (Wolfgang Bächler) 

   

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Kommentare: 1
  • #1

    Nüket (Dienstag, 24 Juli 2018 14:26)

    wieder etwas dazu gelernt - Danke dafür!