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Wasser

In solch einem Sommer findet das Leben draußen statt. Endlich kommen all die Sitzecken, Liege und Hängematte, die im Garten verteilt sind, zum vollen Einsatz. Irgendein Plätzchen liegt immer im Schatten, denn die hohen Kiefern bilden ein schützendes, aber löcheriges Dach. Die Luft darunter ist warm und lebendig. Sie atmet. Daher flüchten wir nicht ins Haus, sondern verlagern so viel wie möglich in den Garten: Beinahe alle Küchenarbeiten, den Abwasch sowieso, das Duschen natürlich. Der Wasserverbrauch im Haus ist mit einem Tabu belegt und wird aufs Nötigste beschränkt. Selbst der Wunsch nach warmem Wasser ist kein Hindernis bei unserem Vorsatz, denn das geschieht ganz automatisch, wenn der Schlauch kurze Zeit in der Sonne liegt. Das dicke Stück Pflanzenseife ist Spülmittel, Duschgel und Shampoo in einem und scheint auch den Sauerklee und die Erdbeeren, die üppig um die Trittsteine und die aus übereinandergeschichteten Ästen bestehende Duschabtrennung wuchern, nicht zu belasten. Das machen wir um des Vergnügens willen aber auch aus Sparsamkeit. Denn in weiser Voraussicht haben wir bei unserem Einzug einen Außenwasseranschluss nebst Zähler angelegt. Das Wasser, das wir draußen verwenden, fließt nicht in die Kanalisation und daher fallen hierfür keine Abwassergebühren an. Das macht einen erheblichen Unterschied, ohne den es auch nicht möglich wäre, den neuen und auch vielen alten Pflanzen in unserem Garten die Menge Wasser zu geben, die ihnen das Überleben sichert. Und weil man so dicht dran ist am Leben mit und Sterben ohne Wasser, tut es einem um jeden Liter leid, der an den Pflanzen vorbei drinnen für die Toilettenspülung oder die Waschmaschine verbraucht wird. Man staunt ganz plötzlich über eine Art dekadenter Verschwendung, an die man sich im Winter wieder schnell gewöhnt.

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