
Die Nächte werden wieder kühler. Wir denken an den bevorstehenden Winter, prüfen unseren Vorrat an Feuerholz, zählen die Körbe voll Zapfen und räumen die Möbel um. Werners Sessel wandert in den Wintergarten. Ihm sind die Abende neben dem bollernden Ofen zu heiß. Mir dagegen kann es in meiner blauen Stunde am Morgen, wenn das Haus von der Nacht noch kalt ist, nicht schnell genug warm werden. Daher nimmt jetzt mein Schreibtisch den verwaisten Platz ein. Sorgenkind bleibt wie immer das Schlafzimmer. Es ist nicht nur zu klein für beinahe jede Einrichtung, seine rückwärtige Wand ragt außerdem über dem Kellerloch auf. Gegen die feuchte Kälte, die von dort in die Bohlen zieht, kommt das Feuer, dessen Wärme sich nur langsam durch die offene Tür und um die Ecke vorarbeitet, nie ganz an. Daher haben wir uns nun endlich an eine Isolierung gemacht - zumindest auf halber Höhe. Und wie immer, nachdem wir einmal angefangen und festgestellt haben, wie simpel ein Unterfangen ist, fragen wir uns: Warum erst jetzt? So manch erschrecktes Zurückzucken, wenn ein Arm oder Bein aus der behaglichen Wärme des Bettes gestreckt die Wand berührt, wäre uns erspart geblieben. Das sollte nun vorbei sein. Aus fünf Kiefernbrettern ist eine zweite Wand entstanden und der handbreite Raum dazwischen nach dem Vorbild unserer selbst gestopften Matratzen mit Heu gefüllt. Was uns am Boden gute Dienste leistet, wird wohl auch an der Seite erfolgreich sein. Einmal mit Renovierungsarbeiten beschäftigt, ergriffen wir dann auch die Gelegenheit, die bisher naturbelassenen Bohlen weiß zu lasieren. Das lässt den kleinen Raum zwar nicht wachsen, aber doch größer erscheinen. Und damit er sich zusätzlich wärmer anfühlt, bedienen wir uns auch hierfür einer optischen Täuschung, die die empfundene Temperatur nach oben verschiebt: Tiger auf der schmalen Ablagefläche der neuen Wand suggerieren (sub-)tropisches Klima und eine Giraffe entledigt sich gleich ganz ihres Kleides. Dass solche Tricks funktionieren wissen wir von vielen Versuchen - auch dem, bei dem Männern zwei Bilder von den selben Frauen in der gleichen Pose in identischen Zimmern mit der Frage gezeigt wird, mit welcher Dame sie lieber einen Abend zusammen sein würden. Und obwohl ihnen das Bewusstsein keinen Unterschied zwischen den Bildern aufzeigt, wählen sie doch meist dasjenige aus, auf dem kaum wahrnehmbar im Hintergrund zwei halbgefüllte Weingläser zu sehen sind. Das reicht aus, dem Unterbewusstsein zu vermitteln, mit dieser Frau könne man angenehme Stunden verbringen.
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Nüket (Sonntag, 07 Oktober 2018 17:36)
Rotwein? oder Weißwein? Und wer hat die Frau gefragt mit wem sie die Nacht verbringen wollen würde? Mit dem nüchternen oder dem angetrunkenen? EGAL!
Dann wünsche ich euch wohlige Nächte und schöne Träume.