Feindbildaufbau ist kinderleicht. Es bedarf dazu nur der Aussagen aus berufenem Munde (in den Massenmedien "Experten" genannt) und der unablässigen Wiederholung. Schon verzichtet man auf die eigene Recherche oder wartet gar eine persönliche Erfahrung ab, bevor man sich - zumindest unterbewusst - der allgemeinen Meinung anschließt. So geschehen mit der Nordamerikanischen Traubenkirsche aus dem letzten Beitrag. Nachdem unser Holzfäller uns aufgeklärt, die Nachbarn es bestätigt und ich den vertrauenswürdigen, immer hilfsbereiten älteren Herrn im Wald bei ihrer Vernichtung beobachtet hatte, war klar: Dem Gewächs ist nicht zu trauen! Prompt veränderte sich bei meinen Spaziergängen der Blick auf das friedliche Grün im Wald. Was ich bisher schlicht zusammengefasst unter den Oberbegriffen "Sträucher und Bäume" wahrgenommen hatte, war plötzlich durchsetzt mit Traubenkirschen. Jetzt gibt es auf einmal die Einen und den Rest.
Wenn man weiß, wie es funktioniert, hat man plötzlich große Lust, gegen den Strom zu schwimmen, mit den ungeliebten Kindern Tee zu trinken oder beim Vodka zusammen zu sitzen. In diesem Sinne habe ich mich an unsere stattliche Traubenkirsche hinten im Garten gewandt, um ein Zeichen der Freundschaft gebeten und die überlassenen Früchte ihres guten Willens als Likör angesetzt. Zu Weihnachten können wir schon mit einem ersten Schlückchen auf die Aussöhnung zweier unfreiwilliger Gegner anstoßen.
Das Rezept ist ganz einfach: viele reife Beeren (unreife Kirschen, Kerne, Stiele und Blätter sind giftig) zerdrücken, mit Hochprozentigem auffüllen, Zimtstange dazu, alles an einen hellen warmen Ort stellen, nach sechs Wochen abseihen, nach Geschmack süßen und weitere Wochen ziehen lassen. Zum Wohl!
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Nüket (Sonntag, 07 Oktober 2018 16:37)
ein Hoch auf die Verwertung!