· 

Mastjahre oder noch mehr Essen

Diese prachtvolle Eiche steht am Rand des Pilgerweges zum nächsten Dorf. Der Boden zu ihren Füßen ist mit Eicheln übersät. Ein Herbst in Mastjahren wie diesem ist nicht nur für viele Tiere des Waldes eine Festzeit, sondern auch für die Hausschweine, die sich damals und in einigen Gegenden noch heute in den Wäldern am Überfluss laben. So sind die Eicheln über den Umweg eines wohl genährten Schweines ein wertvolles Lebensmittel für den Menschen. Noch im Mittelalter waren die Nüsse der Eiche aber auch direkt ein Hauptnahrungsmittel und in Krisenzeiten hat man ihren Wert immer wieder neu entdeckt und zu schätzen gewusst. Unsere vier Eichen sind noch schlaksig, doch auch sie hängen bereits voller Früchte. Was so im Übermaß vorhanden ist (wie es auch die Trauben der Traubenkirsche waren und der Hopfen) verlockt dazu, sich Gedanken über seine Verwendung zu machen. Dass Eicheln mit ihrem hochwertigem Öl, den wichtigen B-Vitaminen und viel Eiweiß gesund sind wie andere Nüsse auch, ist ihr Vorteil, dass sie aber nicht einfach zu knacken sind und darüber hinaus voller Bitterstoffe stecken, die sie erst nach relativ umständlicher Behandlung genießbar machen, sorgt wohl dafür, dass man sich ihrer eher in schlechten Zeiten erinnert. Aber egal wie die Zeiten sind, wissen will ich es einmal. Darum habe ich im Garten eine Handvoll vom Boden gesammelt, mit einem scharfen Messer gevierteilt und die Schale abgeknibbelt. Das ging recht gut und könnte eine angenehme Beschäftigung für die Hände sein, wenn man an einem langen gemütlichen Abend nebenher Musik hört, sich vorlesen lässt oder vom Tag erzählt. Die geschälten Eichelstückchen müssen nun in Wasser eingeweicht und dieses so oft gewechselt werden, bis es klar bleibt. Danach lässt man die kleinen Nüsse trocknen und dann sind sie etliche Monate haltbar und vielfältig einsetzbar: Gemahlen als glutenfreie Backzutat, gehackt als Zugabe für Müsli, Brot, Eintöpfe etc., man kann Muckefuck mit ihnen machen oder ein Mus herstellen, sie als Snack kandieren oder einlegen wie Oliven.  

Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    Nüket (Donnerstag, 18 Oktober 2018 14:29)

    Lasse uns unbedingt wissen wie es schmeckt und wie oft du das Wasser wechseln musstest.
    Als glutenfreies Mehl hört es sich sehr gut an.
    Den Begriff "Muckefuck" habe ich schon etliche Jahre nicht mehr gehört und hat ein Lächeln auf mein Gesicht gezaubert, weil ich mich die alte Dame erinnerte, die es mir beigebracht hat. Danke für diese Rückblende.