
Als meine Schwester unser Häuschen zum ersten Mal umrundete und wir über den bevorstehenden Winter sprachen, meinte sie spontan: "Ich würde Strohballen an den Wänden aufschichten. Dann habt Ihr es in jedem Fall warm!" Ich sah unser gerade erst frisch rot gestrichenes Schwedenhaus hinter langweiligen Strohwänden versteckt und begrub die Idee umgehend. Vergessen aber war sie nicht. Unwirtlichkeiten, die wir im Überschwang der ersten Jahre im Wald mit leichtem Herzen hinnahmen, sind nun zu Aufgaben geworden, die man angehen kann. Gleichzeitig ist das Wissen gewachsen und auch die Fähigkeit, sich Lösungen auszudenken und umzusetzen. Unser winzig kleines Schlafzimmer ist eine solche Aufgabe. Es liegt an der rechten hinteren Ecke des Hauses und ist sowohl wegen der Nord-Ost-Ausrichtung als auch der hinten am Haus gelegenen Treppe zum Keller, von dem klamme Kälte in die Wand zieht, am kühlsten. Gegen letzteres sind wir schon vorgegangen, indem wir im Zimmer einen Vorsprung aus Holz gebaut und den Zwischenraum mit Heu gefüllt haben. Das isoliert prima und sieht gut aus. Aber auch die längere gen Osten ausgerichtete Wand kühlt schnell aus. Für ihre Isolierung ist innen leider kein Platz. Daher haben wir uns nun der Idee meiner Schwester erinnert, Strohballen im Nachbardorf besorgt und außen entlang der Schlafzimmerwand gestapelt. Wenn ich mir die dicke duftende Schicht anschaue, stelle ich mir ein Haus aus Strohballen errichtet, übereinandergeschichtet wie Legosteine, von Holzfachwerk gestützt und mit Lehm verputzt, herrlich warm und kuschelig vor. Mit ein bisschen Übung kann man es vielleicht sogar selber bauen und wenn man doch Fehler macht, verzeiht die Natur es gern, da ihr nur zurückgegeben wird, was sie gut gebrauchen kann.
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Nüket (Montag, 22 Oktober 2018 15:49)
So kann man also doch aus Stroh Geld/Gold bzw. Wärme, die ja in der kalten Jahreszeit unbezahlbar ist, machen. :)