
Ich versuche immer an den Korb zu denken, wenn ich in den Wald gehe. Nicht, dass ich jedes Mal etwas suchen würde, aber beinahe mit Gewissheit finde ich etwas, wenn ich ihn nicht dabei habe und dann laufe ich mit vollen Händen herum oder improvisiere aus Tüchern und Kapuzen Tragetaschen. Den tief in unseren Genen verankerten Zuruf aus vergangen Zeiten, in denen unsere Vorfahren als Jäger und Sammler durch das Land zogen, kann man nicht leicht überhören. Suchen, finden, nach Hause tragen fühlt sich einfach gut an, Dopamin versüßt die Mühe und das Schlaraffenland ist prompt keine attraktive Option mehr. Wir strengen uns gerne an, wenn es uns zugute kommt. Dumm nur, dass es für das, was uns solche Befriedigung verschafft, keine echte Verwendung mehr gibt. Die Rundumversorgung in einer arbeitsteiligen Gesellschaft macht es für die Meisten nicht nur unnötig, Lebensnotwendiges zu sammeln, ob Holz, Zapfen, Pilze, Beeren, Nüsse etc., es ist schlicht auch nicht mehr möglich. Zeitmangel einerseits, eine verbaute Welt, in der alles schon irgendjemandem gehört, andererseits. Nicht einmal etwas so Elementares wie sauberes Wasser ist noch frei verfügbar. Das Leben kostet vom ersten Schrei im Krankenhaus bis zur Beerdigung im Urnengrab. Also verdienen wir es - auch wenn es bedeutet sich auf einem Umweg zum direkten Leben zu befinden - auf die einzige Weise, die wir haben: Sich dem Arbeitsmarkt anbieten und anpassen. Früh geübt, ist es selbstverständlich und wird kaum je in Frage gestellt. Marx nannte es Entfremdung, von sich, den Anderen und den Dingen und diesen Begriff braucht man tatsächlich nicht erklären, man fühlt seine Bedeutung. Es ist der Umweg, auf dem wir laufen und der so viel menschliches Potential brach liegen lässt, weil es sich in einer Arbeit erschöpft, die inzwischen für eine Mehrheit keinen anderen Sinn hat außer dem, Geld zu verdienen für die Dinge des Lebens, die man anders nicht mehr bekommen kann und für Ersatzbefriedigungen, die glauben lassen, alles sei in bester Ordnung.
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Heidelinde (Freitag, 26 Oktober 2018 09:55)
Das Paradoxe ist, dass sich die ohne Arbeit entfremdet fühlen statt der Arbeitenden
Marx ad absurdum