
Ein Elfchen an den Herbst:
Herbst -
einatmen tief -
lange Weile ersehnen -
die Wehmut brüten lassen -
warten.
Düstere Gedanken finden im herbstlichen Garten ihre Entsprechung. Wie sollte man sich nicht anstecken lassen und unberührt bleiben, wenn die Farben vergehen, alles Lebendige zur Erde sinkt wie nach einer furchtbaren Katastrophe und übrig bleiben nackte Äste wie Gerippe. Sie erinnern an den Knochenmann mit seiner Sense. Wir sind dem Tode geweiht, es ist beschlossen. Wer da nicht innehält und melancholisch wird, wen nicht der Weltschmerz packt, ist schlecht beraten. Er schlägt die Warnungen in den Wind.
In unserer Spaß- und Konsumgesellschaft ist das nicht nur leicht, es ist erwünscht und der unausgesprochene Rat an alle: Zerstreut euch, lenkt euch ab, arbeitet: Sinn ist käuflich. Da überhört man leicht, was wir so gar nicht wissen wollen. Und wenn das alles doch einmal nicht mehr reicht, wird ein zutiefst menschliches Gefühl eben zur Krankheit erklärt, gegen die es so manches Mittel gibt. Reifen kann der Schmerz dann nicht, auch nicht wirklich wieder vergehen - er bleibt latent. Chronisches Leid, das nicht mehr wahrgenommen wird. Es lähmt die Lebensgeister. Wir bleiben hinter unseren Möglichkeiten zurück.
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