
Die Zwerge haben Zuwachs bekommen. In unserem Zwergenschutzgebiet hinter dem Haus hat sich zum Lesenden neben seinem Birkenstumpf und dem Erdbeerzwerg am hohlen Stein nun als nachbarschaftliches Geschenk ein Schläfer gesellt. Er hütet die Schwelle zum Keller wie zum Reich seiner Träume.
Wenn die Büsche belaubt sind, das Blaubeerkraut hoch steht, die Birke üppig treibt, sind unsere Zwerge kaum zu sehen und daher beinahe so unwirklich für uns, wie ihr geistiges Pendant dem Realisten schon lange. Erst im Herbst und Winter, wenn sich die Natur zurückzieht, bringt sie uns die kleinen Erdgeister wieder in Erinnerung, als wollte sie sagen: Alles hat seine Stunde. Ich war nun wirklich beschäftigt mit all dem Wachsen und Reifen, jetzt, da ich mich ausruhe, können wir uns dem Wie und Warum zuwenden.
Da passt es sehr gut, dass mir ein schlafender Zwerg als Dritter im Bunde zuteil wurde, der die Gegensätze versöhnen hilft: Das Weltbild der Materialisten in Gestalt des Erdbeerzwerges, der seine Frucht rot, süß und saftig als sinnliche Wirklichkeit präsentiert, und die der "Lesezwerge" dieser Welt, der Idealisten, denen der Geist, die Idee, die Information allein als Stoff des Lebens gilt. Da lächelt der Schläfer im Traum zufrieden wie ein Buddha. Seine innere Wirklichkeit ist ihm Realität genug. Aufwachen will er nimmermehr.
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