
In der ganzen Zeit im Wald reichte mir das große Feuer im Kamin. Kerzenschein hielt ich neben den lodernden Flammen im Ofen für ein Zuviel des Guten. Jetzt aber nach den Jahren der Gewöhnung und in der früh einsetzenden Dunkelheit, dem Wind und Regen, die einen ins gemütliche Haus treiben, hatte ich plötzlich Sehnsucht nach einer kleinen zitternden Flamme auf meinem Tisch und dem warmen goldenen Lichtkreis, den sie auf das rotbraune Kiefernholz zaubern würde. Kerzen hatten wir nicht im Haus, denn was nicht gebraucht wird, findet auf 42 qm mit wenig Stauraum keinen Platz. Es ist auch nicht mehr wie in Berlin, wo ich spontane Bedürfnisse zum Anlass nehmen konnte, mal eben vor die Tür zu gehen, um mit einem erfüllten Wunsch, neuen Eindrücken und manchmal gleich frisch geweckten Wünschen heimzukommen. Hier brauche ich Geduld bis wir wieder zum Einkaufen kommen. Daher verzichte ich oft lieber ganz oder denke mir eine Alternative aus, denn Warten ist nicht meine Stärke. Aus der Not dagegen eine Tugend machen schon eher. So ging ich in mich auf der Suche nach einer Eingebung, die sich prompt einstellte: Im vorletzten Winter auf einem weihnachtlichen Altstadtfest hatte ich geschmiedete Fackeln bewundert, die mit in Speiseöl getränkten Toilettenpapierrollen brannten und einige Stände weiter faszinierten mich Schwimmlichter. Die zahlreichen mit Wasser und Öl und allerlei Deko gefüllten Gläser in denen ein kleines Licht wie auf einem Floß tanzte, sahen wunderschön aus und gaben dem abgedunkelten Raum eine heimelige Atmosphäre. Zum Kauf der hierfür benötigten Schwimmer und Dochte konnte ich mich damals dennoch nicht durchringen. Das Wissen aber habe ich mit nach Hause genommen und das zur Umsetzung nötige Material müsste sich finden lassen: Ein Glas, Öl, ein Fetzen Baumwoll - Stoff oder - Band für den Docht oder auch nur zusammengerolltes Toilettenpapier - es fehlte nur noch eine Halterung. Und die ließ sich aus einem metallenen und mit einem Loch versehenen Deckel, der durchbohrten Aluhülse eines Teelichtes oder ... improvisieren. Bevor ich jedoch anfangen musste, unseren Abfall nach Brauchbarem zu durchsuchen, fiel mein Blick auf meine Holz-Knopfsammlung. Holz schwimmt, geht nicht so schnell in Flammen auf wie ich früher dachte, bevor ich wusste, welche Kunst es ist, ein Kaminfeuer zu entzünden, und zudem machen erst die Löcher den Knopf. Durch sie zog ich nun je eine kurze Baumwollschnur, verknotete sie oberhalb miteinander und ließ sie so weit wie bei einer Kerze hervorstehen. An der Unterseite hängen die Bänder im Öl, saugen sich voll und leiten es als Nahrung für die Flamme weiter. Fertig ist ein kleines Licht!
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