
In einem kleinen Haus unter hohen Bäumen zu leben hilft sich zu vergegenwärtigen, was für ein winziges Ding man im unendlichen Universum ist, einer von milliarden Energiefunken im virtuellen Tanz der Erscheinungen, hineingeworfen in eine Welt, die so gleichmütig mit ihren Ausformungen verfährt, als wäre alles nur ein unbedeutendes vergnügliches Spiel.
Unser einfaches Häuschen gleicht dabei mehr einem weiten Mantel, der warm hält, als einem innerweltlichen Ersatzraum, in dem man sich bewegt wie in einem selbst geschaffenen sicheren Kosmos. Wir bleiben auch drinnen draußen. Angewiesen auf das Holz vor der Tür, die Briketts im Schuppen, die Kälte des Kellers, den Garten. Und abhängig: Dass der Wind wieder still wird, die Kiefern sich wiegen nicht fallen, der Winter endet, die Kälte vergeht, der Wolf im Wald bleibt, der räudige Marderhund im Verborgenen stirbt, die Geräusche der Nacht erklärbar bleiben und friedlich und das Dunkel nicht dunkler wird. Umgeben von Natur, manchmal ganz allein mit ihr, wird man anfällig für die Zerbrechlichkeit und dann möchte man die Blaue Stunde in die Nacht hinein ausdehnen. Denn solange man sieht, so lange kann man sich täuschen.
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Ammo (Freitag, 21 Dezember 2018 19:42)
Der räudige Marderhund? Das verstehe ich nicht.
Anja (Samstag, 22 Dezember 2018 05:42)
Der Anblick eines von Räude gezeichneten Marderhundes, nackt, die ledrige Haut vernarbt und verwundet, der sich mit eitrigen Augen zitternd dahin schleppt um sich irgendwo zum Sterben zusammenzurollen, ist furchtbar traurig und lässt schnell am grundsätzlich Guten der Welt zweifeln.
Natürlich steckt auch hinter diesem Sterben ein Sinn, aber über die Grausamkeit tröstet er nicht hinweg: Wird eine Population für ein Gebiet zu hoch, infizieren sich die Tiere wegen des engeren Kontakts gegenseitig mit der Krankheit und dünnen damit den Bestand auf das richtige Maß aus.