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Blauer Berg

Am Horizont nicht weit von uns der Blaue Berg
Am Horizont nicht weit von uns der Blaue Berg

Dass es mit unserer Welt nicht zum Besten steht, wusste man scheinbar zu allen Zeiten. Denn wo man auch hinschaut, man findet Erlösergeschichten. Die ganz große Erzählung hierzu steht in der Bibel. Aber auch im Kleinen blühen die Sagen um das Rettende. Eine ist bei uns Zuhaus. Sie schlummert als letzte Tochter des Heidekönigs in einem Findling auf dem Blauen Berg. Irgendwann wird ein Jüngling kommen, so heißt es, der die verzauberte Prinzessin mit dem Schlag einer Gerte aus dem Stein befreit. Fortan werden die Liebenden über die in neuer Pracht erblühende Heide glückbringend herrschen. Leider gehen wir recht leichtfertig mit unseren Hoffnungen um. Denn der Jeduttenstein oder übersetzt Hilfeschrei-Stein, in dem die Königstochter stellvertretend für uns auf ihre Erlösung wartet, ist schon lange in tausend Stücke zerschlagen dem schnöden Mammon geopfert worden. Der rechte Prinz sucht nun vergebens, dem falschen aber, der den Stein nicht zaubermächtig, sondern profaner Zwecke wegen mit roher Gewalt zerbrach, folgt die Prinzessin wie das Gänsekind Martina - für immer geprägt auf das erste Gesicht, das sich ihr nach langem Eingeschlossensein zeigt. Der Grobian indes hat sie am Hals, als mahnende Stimme: Du bist es nicht, du bist es nicht!

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