
Nun wird das gute alte Stück doch endlich ausgemustert. Übernommen von den Vorbesitzern unseres Häuschens pflegt es schon allzu lange seine Schwächen: die abgewetzten Bürsten taugen zu keiner Kehrarbeit mehr und das zerrissene Blech am Saugerfuß zerkratzt den Boden, sofern die Ecken und Kanten nicht regelmäßig flachgeklopft werden. Nur seine untadelige Saugleistung muss lobend hervorgehoben werden. Dennoch war ich zur Trennung bereit, als ihm vor vielen Monaten der Stiel abbrach und er seine weitere Nutzung in wenig rückenfreundlicher Haltung erzwang. Wäre da nicht eine Handvoll Staubsaugerbeutel gewesen, deren Anschaffung nicht unnütz gewesen sein sollte ... Ihnen ist es zu verdanken, dass sich der Abschied vom hilfreichen Gerät bis heute verzögert hat. Nun aber ist es soweit und ich müsste eigentlich - wie es traditionsbewusste Japaner täten - zum Abschied mit zusammengelegten Händen eine respektvolle Verbeugung vor dem alterschwachen Apparat machen, um ihm meinen Dank für seine langen treuen Dienste zu entbieten. Dem Sauger wäre es vielleicht egal und mir fehlt der feine Sinn für derartige Gesten. Trotzdem würde ein solches Ritual wohl seine Wirkung nicht verfehlen: Statt "ex und hopp" entsorgt, noch einmal innehaltend bedacht, dass eine geniale Idee im nützlichen Helfer seinen Ausdruck fand, dass irgendwo auf der Welt für meine Bequemlichkeit menschliche Lebenszeit zu seiner Herstellung verwendet wurde und sie meist nicht gerecht entlohnt wird, dass der Stoff, aus dem er gemacht wurde, nur unter "Schmerzen" in den natürlichen Kreislauf zurückzuführen ist und dass manchmal - wir fühlen es gelegentlich und sind oft irgendwie besseren Wissens sogar davon überzeugt - ein Geist in der Maschine wohnt, den zu achten man gut täte. Und sei es auch nur, um die Geister, die wir riefen, zu bannen, damit sie nicht ihr Unwesen mit uns treiben.
Das alles lohnte nicht zu erzählen, wäre da nicht ein Entschluss, der mir etwa so revolutionär erscheint wie nicht zur Arbeit zu gehen oder das Bett ungemacht zu lassen: Ein neuer Sauger kommt nicht ins Haus. Ab jetzt wird wie anno dazumal ohne Strom und Lärm gewischt, gemoppt, gekehrt, geklopft.
Kommentar schreiben
Ammo (Donnerstag, 31 Januar 2019 14:01)
Ich wünschte der Entschluss wäre damals gefallen, als ich noch bei dir gewohnt habe :D
G. (Donnerstag, 07 Februar 2019 12:13)
Das ist mal konsequent! Nur, wo gibt es noch Teppichklopfer? Habe einen antiquarisch erworben- eine aussterbende Art!