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Überzeugungsarbeit

Es ist eigenartig, welch innigen Bezug wir zu der Wärme entwickelt haben, die wir selbst mit dem Feuer im Ofen produzieren. Da sie nicht losgelöst von uns denkbar ist und daher Ausdruck unseres Lebens mit seinen teils gleichen, teils wechselnden Gewohnheiten, schwingt auch sie in Abhängigkeit von unserer Zeit, Geschick und Mühe und wird zu etwas Persönlichem und Kostbaren. "Oh, ist das schön warm hier!" sagen wir jedes Mal dankbar und empfinden es auch so. Besonders deutlich wird uns das, wenn wir jetzt im Winter das Haus einmal für ein paar Tage allein lassen. Dann fühle ich schon vorab das Bedauern, die sorgfältig aufgebaute und beständig erhaltene Grundwärme im Haus der Kälte draußen wie Feindesland zu überlassen. Beinahe komme ich mir treulos vor. Und tatsächlich wirkt auch das Häuschen bei unserer Rückkehr wie geschlagen, eiskalt und abweisend. Wir müssen uns einschmeicheln, es versöhnen mit Lebendigkeit, Wärme und Licht. Es will überzeugt werden, dass es so schnell nicht wieder verlassen wird, die Mühe lohnt, den Winterschlaf zu unterbrechen. Wie halb verhungert, frisst es dann die Hitze des Feuers zunächst ohne fühlbaren Effekt. Später erst kann sich die Wärme vorsichtig vorantasten und ziellos durch die Luft wabern, zu kraftlos noch, um die Möbel aus ihrer Kältestarre zu befreien. Es dauert, bis sie "auftauen". Haben wir genug Zeit bevor es Abend wird, genügt es, ein erstes prasselndes Feuer aus Kiefernscheiten zu entfachen und nachfolgend geduldig Holzbriketts oder Hartholz nachzulegen. Bis es nach Stunden gemütlich warm ist, beschäftigen wir uns dick eingemummelt drinnen und draußen. Kommen wir dagegen erst am Nachmittag zurück und die Zeit bis zum Feierabend wird knapp, helfen wir eine Weile mit dem Gasbrenner nach - eine wenig charmante Lösung. Und so will Weggehen und Wiederkommen jedes Mal gut überlegt sein.    

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Kommentare: 1
  • #1

    G. (Sonntag, 03 Februar 2019 11:14)

    Wärmflaschen in großer Zahl, auch nicht charmant, aber wirksam! Eine Freundin legte in heißem Wasser erwärmte Teller ins Bett in Ermangelung von Wärmflaschen- sehr charmant! Bloß nicht frieren!