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Weltfremd

Suchbild mit Falter
Suchbild mit Falter

Die erste Reaktion angesichts eines vielleicht halben Dutzend strahlend gelber Zitronenfalter, die gestern überraschend an einem sonnigen Platz im Wald durch die Luft gaukelten, sich dann vom Tanzen erschöpft mit zusammengelegten Flügeln wie glitzernde Edelsteine auf dem grau-braunen Waldboden niederließen, um die wärmenden Strahlen zu tanken, war ein glückliches inneres Aufzeufzen. Die vorbehaltlose Freude, das Staunen über soviel unerwartete Schönheit währte allerdings nur kurz. Schon machten kritische Gedanken die Einmaligkeit des Augenblicks zunichte: Schmetterlinge im Februar? Ist das noch normal oder sind die Falter die unschuldigen Boten der nahen Klima-Katastrophe? Ich bin geframt, habe die Erzählung verinnerlicht und werde der Welt immer fremder: Der natürlichen um mich herum, der ich trauen möchte und nicht mehr kann und der medialen, weil sie auf die Ängste, die sie schürt, nicht angemessen reagiert. Meine Sorgen werden ad absurdum geführt, wenn etwas großes auf dem Spiel stehen soll und die Antwort darauf der einträgliche Handel mit Zertifikaten ist, willkürliche Grenzwerte festgesetzt oder Plastik-Strohhalme verboten werden, statt eine allgemeine Mobilmachung zu fördern, bei der es von allen Seiten schallen müsste: "Leute, tut etwas! Jetzt, auf der Stelle! Jeder von Euch!" und "Ja, wir Eure gewählten Vertreter, machen unsere Hausaufgaben, erlassen wirksame Gesetze, jetzt, auf der Stelle, egal, wem es weh tut." Das wäre ein Krisenmanagement, das mich überzeugte, mitrisse und etwas verändern könnte. So aber komme ich mir vor wie unter Leuten, die einer Mörderbande mit einem Betreten-Verboten-Schild an der Gartenpforte begegnen oder lukrative Wetten darauf abschließen, wen es zuerst erwischt.

  

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