
Das Maschinenmögliche mitzumachen ist Teil des Zeitgeistes, der Fortschrittsglaube das Wasser, das uns Fische umgibt. So kann das Selbstverständliche zu hinterfragen, das Normalste aufzulösen zu einem lehrreichen Experiment werden. Als ich mich traute, mir eine handbetriebene Waschtrommel als Ersatz für die Maschine zuzulegen, fühlte ich mich daher gleichzeitig verunsichert und gespannt. Aber das Ergebnis überzeugt. Wäschewaschen ganz ohne Strom und gekauftes Waschmittel ist möglich und die Mehrarbeit fällt kaum ins Gewicht. Der Zeitaufwand ist allerdings bei der handwerklichen Methode größer. Zwei bis drei Tage plane ich für eine Ladung ein, in der die Wäsche vor allem aber eines tut: Im Wasser ruhen und einweichen, unterbrochen nur von kraftvollen Drehungen wann immer ich eine Weile Lust habe, mich zu betätigen. Auf die Wäscheleine hinterm Haus gehängt, tragen Wind, Sonne und Regen noch ihren Teil zum Reinigungs-und Erfrischungsprozess bei. Die Natur kann mitwirken und mich entlasten. Wer dazu noch von den Vorzügen der Schafwolle gehört hat, kann sich das Leben weiter dadurch vereinfachen und umweltfreundlich einrichten, dass er gar nicht mehr wäscht. Schaffell reinigt sich nämlich ganz ohne menschliches Zutun, indem es anhaftenden Schmutz einfach abschüttelt. Eine abweisende Hülle und ein zweifacher Faseraufbau, der ähnlich dem Bimetall für unterschiedliche Ausdehnung und damit für ständige Bewegung der einzelnen Haare sorgt, macht es möglich. Ein Wunderwerk der Natur, dem man nicht genug Anerkennung zollen und dem man allenfalls durch Bürsten, kräftiges Ausschlagen und ausgiebiges Lüften hilfreich zur Seite stehen kann. Hätte ein Mensch einen selbstreinigenden Stoff erfunden, er wäre patentiert worden und hätte seinen Schöpfer berühmt und reich gemacht. So aber gerät der Geniestreich der Natur langsam in Vergessenheit und wird erfolgreich von Mikrofaser und Co. verdrängt. Schade, dass wir so vieles aus den Augen verlieren, weil wir darauf fokussiert sind zu glauben, nur Menschengemachtes ist wirklich gut. Ein bisschen Mut hat es daher auch mich gekostet, mich von der Bettwäsche, die ich bisher für ähnlich notwendig hielt wie Sauger und elektrische Waschmaschine, zu verabschieden und auf die Naturkräfte, die in der Wolle stecken, zu vertrauen.
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G. (Montag, 25 Februar 2019 19:58)
Damit hast Du Dich rechts überholt und uns sowieso!