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Auf Isegrims Spuren

Am Wolf scheiden sich die Geister. Auch wenn ihn die Allerwenigsten je einmal zu Gesicht bekommen haben, hat sich, so scheint es, jeder eine Meinung gebildet. Die Bauern und Schäfer mögen ihn nicht. Sie fürchten um ihre Nutz-Haus-Tiere, die Jäger wollen das Wild nicht teilen und mancher Dörfler nährt seine Urangst mit medialen Schreckensbotschaften. Wir haben weder Angst (was vermutlich nicht nur auf unsere Naivität sondern auch auf unsere mangelhafte Zeitungslektüre zurückzuführen ist) noch etwas an den Wolf zu verlieren, weswegen wir uns eigentlich nur wünschen, er fände einen Platz zum Leben. Unter Naturschutz gestellt, stehen die Chancen dafür nicht schlecht und wenn wir dem ansässigen Bauern und dem zuständigen Jäger für "unser" Revier glauben dürfen, sind sogar bereits zwei Wölfe bei uns heimisch geworden, kreuzen vor und hinter unserem Haus ihr Jagdgebiet. Uns muss man es erzählen, Anouk dagegen scheint es schon lange zu wissen, denn auf manchen Wegen nimmt sie urplötzlich Witterung auf, sträubt ihr Nackenfell zu einem beeindruckenden Kamm, schaut mit wildem Blick panisch umher und bellt sich selber Mut oder dem Feind ihre Warnungen zu. So unerwartet ihr "Anfall" beginnt, so abrupt findet er sein Ende, wenn die Wolfsduftspur sich verflüchtigt. Vermutlich sind ihr ihre überlegenen Verwandten im eigenen Revier höchst unwillkommen, vielleicht sogar verhasst, von den Resten ihrer Mahlzeiten aber profitiert sie gern und seitdem sie uns immer wieder einmal zu verlassenen Futterplätzen führt, von denen sie Fell, Knochen und Fleisch erlegter Rehe mit stolz erhobenem Haupt und aufgeregtem Wedeln nach Hause trägt, sind auch wir überzeugt: Isegrim ist zurück.

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Kommentare: 1
  • #1

    Nüket (Freitag, 15 März 2019 14:58)

    Dem Menschen macht ja alles Angst, was er nicht kennt. Seien es die Tiere, die ihr Revier von uns wieder zurück beanspruchen oder die Menschen, die aufgrund von Waffenlieferungen in Krisengebiete, massiver Ausbeutung und Klimaveränderungen in ihren Ländern bei den Verursacher-Ländern "eindringen".
    So ist es halt: Einst gab es Problem-Bären jetzt sind es Problem-Wölfe und immer wieder Problem-Flüchtende - von unseren Problem-Politikern gaaanz zu schweigen.