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Ach, Du grüne Neune

Es wird gar nicht mehr richtig dunkel. Der erste voller werdende Mond zum Frühlingsbeginn  kündigt Ostern an und taucht die Nächte in silbernen Schimmer, der mich verführen könnte, zur magischen zwölften Stunde hinaus in den Wald zu gehen und unter Gemurmel alter Beschwörungsformeln die "Grünen Neun" für die traditionelle Gründonnerstagssuppe zu sammeln. Als Lerche aber und der Welt aufgeklärt entzaubert, fehlt es mir dann doch an Sinn für mitternächtliche Spaziergänge. Daher werde ich erst morgen in aller Frühe die heilkräftigen Kräuter suchen und mich dabei erinnern, dass sie nach alter Überlieferung gegen neun böse Geister, gegen neun Gifte und gegen neun ansteckende Krankheiten schützen sollen. Getestet habe ich die Suppe bereits gestern, die symbolträchtigen neun dabei aber noch nicht verwendet. Sie bleiben der magischen Wirkung willen dem stillen Feiertag vorbehalten und sollen dann mit ihren gesunden Inhaltsstoffen dem wintermüden Menschen neue Kraft und Gesundheit schenken. Die Grundlage meiner ganz eigenen Komposition bildeten viele Brennesseltriebe, etwas weniger Löwenzahn, Ehrenpreis, Gundermann, Taubnessel und Spitzwegerich. In Kokosöl kurz angedünstet, mit der Schere kleingeschnitten und einem großen Esslöffel Erdnussmus, Brühe und einem Schuss Kokosmilch verfeinert, stellte sie die asiatische Variante der klassischen Speise dar. Morgen kommt sie dann zusätzlich mit Gänseblümchen, Giersch und Vogelmiere auf den Tisch. Ich wünsche allen Guten Appetit, Gesundheit und Lebensfreude im neuen Jahreszeitenkreis!      

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