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Von Gnitzen und Wundermitteln

Im Hinter- und Untergrund Kartoffelturm Nr. 2 mit sprießendem Kraut
Im Hinter- und Untergrund Kartoffelturm Nr. 2 mit sprießendem Kraut

Eine der ersten sagenhaften Floskeln, die wir über das Leben im Wald hörten, lautete: "Zu Pfingsten kommen wir nie, da stechen die Gnitzen." "Hä?", dachten wir, "Gnitzen? Was sind denn das?", und "Ach, so schlimm wird's schon nicht sein!" Aber die alten Herrschaften, die uns warnen wollten, sollten Recht behalten. Jedes Jahr zur selben Zeit tauchen früh morgens und abends die einzeln kaum sichtbaren, in Schwärmen aber als difuses Schwirren wahrnehmbaren Plagegeister aus der Familie der Mücken auf und machen sich, wenn sie unserer habhaft werden, über uns her. Nun sollte man meinen, der Stich so kleiner Wesen könne kaum mehr als ein leichtes Ziepen verursachen, aber weit gefehlt. Anders als der ihrer größeren Verwandten, den man oft kaum bemerkt, brennt es höllisch und da Gnitzen dazu gern in Massen auftreten, auch überall gleichzeitig. Nachher entzünden sich die betroffenen Stellen rot und dick und der Juckreiz hält tagelang an. Entstellt läuft man herum und kratzt sich an allen möglichen und unmöglichen Stellen, denn auch vor bekleideten Körperteilen machen die kleinen Blutsauger keinen Halt. Ist die Not groß genug und keine leichtere Beute in Sicht, stechen sie angriffslustig auch durch dünne Stoffe hindurch. Mit anderen Worten: Man ist ihnen hilflos ausgeliefert und verbringt deshalb gern die ersten Morgenstunden im Haus, oder vermeidet, muss man doch hinaus, tunlichst zu schwitzen um nicht zum Lockvogel zu werden. Würden wir daher unser Häuschen nur als Feriendomizil nutzen und die wenigen Tage vor Ort einerseits für dringlich anstehende Arbeiten nutzen, andererseits die seltenen lauen Abende im Wald lange auf der Terrasse ausklingen lassen wollen, hätten wir die Pfingstzeit auch ganz gewiss von der Liste der Tage gestrichen, an denen man unbedingt anreisen müsste. Die Wahl haben wir nicht und müssen uns deshalb, statt mit effektiver Vorsorge, mit gründlicher Nachsorge begnügen. Immerhin konnte sich auf diese Weise meine im Frühjahr angesetzte Ehrenpreis-Scharbockskraut-Tinktur als wahres Wundermittel erweisen. Großzügig auf alle betroffenen Hautstellen gesprüht, beugt sie den sonst unvermeidlichen Entzündungen vor und minimiert den Juckreiz auf ein gut erträgliches Maß. Werner schwört darauf und ich bin angetan ...

... und so entstand das erste Rezept für das in etwa zwangzig Jahren im Verlag "Alte Zeiten" erscheinende Buch "Waldwandels wunderliches Wissen". :-)   

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Kommentare: 2
  • #1

    Nüket (Donnerstag, 06 Juni 2019 13:20)

    Ihr habt ein Wundermittel gegen diese kleinen Bestien?!? Wunderbar!!!
    Dank der Anregung, habe ich das Kraut nachgeschlagen somit noch mehr über die wissenswerten Eigenschaften des Krauts erfahren und wieder etwas dazu gelernt. :) Du wirst immer mehr zur Inspirationsquelle.

  • #2

    G (Samstag, 08 Juni 2019 02:00)

    Man könnte auch meinen, bei Euch wäre die Welt noch in Ordnung, alles, wie es immer war! Nicht, dass ich sie vermisste, aber bisher ist hier die abendliche mückenplage ausgeblieben, wodurch meine späte Gartenarbeit immer schnell beendet wurde.
    Toll, ein Antijuckmittel gefunden zu haben! Man muss nicht alles wissen, aber man muss sich zu helfen wissen! Könnte Dein neues Wissen nicht schon in zwei statt zwanzig Jahren erscheinen?