
Dem Reiz des Budebauens bin ich bis heute erlegen. Wenn Werner vier Wände zieht, ein Dach darüber deckt, dazu aus Sparsamkeitsgründen die alte herumstehende Hoftür als dekoratives Element verbaut und ich einen Jutevorhang als Tür einsetze, kennt meine Begeisterung keine Grenzen. Das mag daran liegen, dass ich vertrauensvollen Umgang mit meinem inneren Kind pflege, das wie ein junger Fuchs die Jagd, noch immer spielend üben will, was es später fürs Leben einmal braucht. Vielleicht bin ich aber auch einfach noch nicht mental im 21. Jahrhundert angekommen und immer dann besonders in meinem Element, wenn ich ganz archaische Dinge tun kann: Sammeln etwa, oder Schuppen - also eigentlich kleine Häuser - bauen, in der Erde wühlen, ernten, auch Feuer machen, Kleidung nähen, Essen zubereiten - eben jene Fertigkeiten, die ursprünglich das Überleben sicherten. Schade nur, dass uns im Gegensatz zum Fuchswelpen, den das Spiel zur Beute führt, unsere - auch gedanklichen - Kinderspiele meist nirgendwo mehr hin bringen. Die wenigsten können heute noch im Alltag ihre schöpferischen, kreativen, handwerklichen Fähigkeiten ausleben. Statt dessen wird von den meisten verlangt, die eigenen Bedürfnisse möglichst schadlos auszumerzen oder wirtschaftsförderlich zu kompensieren. In welchen Bereichen lässt sich das Leben noch dank persönlichen Erfindertums, Forschergeists, Improvisationstalents und Geschicks aus eigener Kraft verbessern? Wer traut sich noch an die Dinge heran, für die es Fachleute gibt? Alles lässt sich inzwischen kaufen, sogar das, was für Geld eigentlich nicht zu haben ist: Zuwendung, Entspannung, Erleuchtung ... Aber Konsumieren macht abhängig, klein und mutlos. Etwas zu bekommen, es zu kriegen statt es sich selbst zu schaffen, hat etwas von einem Gnadenakt, von einem unverdienten Geschenk. Es hinterlässt einen bitteren Nachgeschmack, wenn die Kehrseite fehlt, das zugehörige, stets mit Mühe verbundene Gegenstück nämlich, das die guten Gefühle macht, die Seele sättigt und zu Wertschätzung führt. Wem das Wasser aus der Leitung fließt, wird niemals so achtsam und dankbar sein können, wie derjenige, der das kostbare Nass eimerweise tragen muss und worauf will man stolz sein, wenn die Maschine die Wäsche wäscht und die Werkstatt das Auto repariert? Wir jedenfalls könnten mit keinem gekauften, noch so perfekten Fahrradschuppen zufriedener sein, als mit unserem selbst gebauten Verschlag.
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Nüket (Dienstag, 11 Juni 2019 14:44)
Es ist doch auch so, dass man das Selbstgemachte oder -gesäte und -geerntete mehr zu schätzten weiß und genießen kann als das Gekaufte oder in Auftrag gegebene. Es ist einfach ein Teil von einem selbst und ein Unikat obendrein.