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Gänsefüße in heller Soße

Unkraut kannte ich bisher kaum in unserem Garten. Der Waldboden bietet keinen nahrhaften Untergrund und der Mulch, der die Beete und freien Flächen bedeckt, verhindert, dass anfliegende Samen Wurzeln schlagen können. Das hat sich jetzt geändert, denn wir haben getan, wovor wir eindringlich gewarnt wurden: In großen Mengen Mutterboden und Kompost in den Beeten verteilt, zudem großflächig für Rasen ausgebracht. Nun dürfen wir uns der Unkenrufe gemäß darauf gefasst machen, dass sich die Wurzeln aller Bäume und Sträucher aus dem Wald in unseren Garten schlängeln, um sich dreist an den für unsere eigenen Pflanzen gedachten Nährstoffen zu bedienen. Dass die Grenzen unseres Gartens heimlich unterwandert werden, dass "Eigentumsvorbehalt" ein Fremdwort in der Sprache der Natur ist, darauf sind wir vorbereitet und finden den Gedanken beinahe charmant, den halben Wald mit durchzufüttern. Dass die Invasion auf die gute Erde aber auch mit dem Wind kommt, daran hatten wir nicht gedacht: Unkraut überall und eines läuft unbestritten vorne weg: ein zartes, eigentlich ganz unscheinbares Ding. Besonders auf den glattgerechten mit Grassamen bestreuten Flächen wuchert es aber aufdringlich und so brummele ich bei der mühsamen Arbeit, es einzeln zwischen den sich entwickelnden Grashalmen auzurupfen, entnervt vor mich hin: "Ich würde mal gerne wissen, wie Du heißt und wofür Du wohl gut bist?" Und frustrierter irgendwann: "Wahrscheinlich für nichts, außer mich zu ärgern." Diese Beleidigung schien es nicht auf sich sitzen lassen zu wollen, denn wie zufällig stieß ich bald auf seinen Namen: "Weißer Gänsefuß". Nun bin ich versöhnt, denn man kann ihn essen und im bäuerlichen Garten wurde er sogar als Gemüse angebaut, die Blätter wie Spinat gekocht, die Wurzeln für die Suppe genommen, die Samen zum Mehl gemischt und die Blütenknospen wie Broccoli zubereitet. Zur Blüte kommt das Kraut bei uns allerdings nicht, wir essen es schon vorher. Aber einmal kennengelernt, begegnet es mir jetzt an jeder Ecke und trägt, unbehelligt gelassen, genügend Knospen für "Gänsefüße in heller Soße", dazu neue Kartoffeln. 

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Kommentare: 1
  • #1

    Nüket (Montag, 17 Juni 2019 15:08)

    ist ja wie im Schlaraffenland - alles wächst und gedeiht, um euch zu gefallen und zu nähren, ist doch wunderbar!!!!