
Wir wissen es aus den Massenmedien: Nur eine schlechte Nachricht ist eine gute. Tragödien, Verbrechen, Intrigen und Niederlagen locken die Leute hinterm Ofen hervor, geht dagegen alles einfach glatt und seinen guten Gang ist das getreu dem Motto "Nix gschwätzt isch gnuag globt" dem Schreiberling keine Zeile Wert. Dass solche Berichterstattung das Weltbild verzerrt, liegt auf der Hand. Würden meine Kartoffeln daher von Käfern heimgesucht, durch Krankheiten dahingerafft, gäbe es viel zu beklagen, noch mehr zu befürchten und Schreckliches auszumalen - Stoff für eine Titelseite. So aber lässt sich zur Zeit nur sagen: "Alles wächst und gedeiht." Wer will das schon hören. Ein Sommerloch ist damit nicht zu stopfen.
Ich erinnere mich an eine Szene aus dem Film "Schiffsmeldungen", in dem ein heimgekehrter Neuseeländer - frisch angestellt bei der örtlichen Zeitung - erst lernen muss, aus dem Nichts eine reißerische Schlagzeile zu konstruieren, die die Gemüter bewegt. Dem Könner genügt dafür ein Blick in den Himmel und das Schreckensszenario steht: "Der Horizont bezieht sich mit dunklen Wolken! Ein unmittelbar bevorstehender Sturm bedroht die Gemeinde!" Und folgerichtig später: "Gemeinde von tödlichem Sturm verschont." (Vincent Coccotti).
So geht das also!
Statt "Die Kartoffeln im Turm entwickeln sich erwartungsgemäß" fabuliere ich prompt gekonnt: "Südamerikanische Einwanderer besetzen Rohbau. Englischer Rasen spricht von Überfremdung und sieht kleinbürgerliche Werte bedroht."
Die Technik ist simpel und geeignet, dem arglosem Leser unterzujubeln, was ihn zu ängstigen hat. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
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Nüket (Dienstag, 25 Juni 2019 16:00)
Wenn die Kartoffelernte zu gut ausfällt, wird der Marktpreis in den Keller sinken!