Überall wird Getreide geerntet. Haben die Mähdrescher das Feld verlassen, materialisieren sich aus dem Staub aufgeworfene Streifen fluffigen Strohs, das an einem freundlichen Morgen wie diesem so schön aussieht, dass man meinen könnte, es spiele die Haupt- und nicht nur die Nebenrolle im Erntetheater. Am liebsten würde man hineingreifen, händevoll in die Luft werfen und wie eingefangenes Sonnenlicht wieder herabregnen lassen. Und wenn im Märchen Stroh zu Gold gesponnen und der Bauerstochter das Werk von einem zaubermächtigen Männchen vollbracht wird, so scheint sein wahrer Wert erkannt. Nährend und warm, Träger des täglich' Brot - mehr Reichtum brauchte es einmal nicht. Aber die Zeiten der alten Lise sind vorbei. Heute ist der Bauer ein Landwirt, der erwirtschaften muss, was er zum Leben braucht. Zeit ist Geld geworden und so liegt der Stoff aus dem sich märchenhafte Geschichten spinnen lassen schon kurz darauf zu kompakten, sich jeder Inspiration verwehrenden Rollen gedreht auf dem Feld. Ein schöner Anblick ist es dennoch und mit den Resten, die wir stoppeln dürfen, lässt sich immerhin ein Sack füllen, den wir Anouk statt des flachgedrückten Heulagers als Matratze in ihre Hütte legen. So verdöst sie die heißen Sommertage zeitlos auf ihrem strohduftenden Lager und rettet uns Traumgeschichten vor dieser schnellen, lauten Welt.
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Ursula (Mittwoch, 24 Juli 2019 22:22)
so schöne Fotos... - Danke dafür! :-)
Gerade liebe ich auch sehr den Geruch, wenn man an frisch geernteten Feldern vorbei radelt....
Habt` weiter einen schönen Sommer und LG!