
Die Eichhörnchen in unserem Garten sehen wir immer nur auf dem Sprung. Ihr Bild bleibt beinahe so schemenhaft für uns wie auf dem blassen Foto oben. Entweder flitzen sie wie ein rotbrauner Strich quer durch den Garten oder sie rasen die Baumstämme hoch und runter, jagen sich zu zweit spiralig um den Stamm einer Kiefer, springen weit von Baum zu Baum, balancieren hoch über den Dächern auf den Ästen oder buddeln zurück am Boden nach nur Sekundenbruchteile dauerndem Innehalten eilig Löcher als Nahrungsreservoir für den Winter. An ihrer mittäglichen Siesta im Kobel lassen sie uns nicht teilhaben, so dass wir meinen könnten, es mit hyperaktiven Wesen zu tun zu haben, die sich nie auch nur eine Minute Pause gönnen. Aber sie arbeiten vorausschauend, die große Ruhe ereilt sie im Winter, wo sie in ihrem kugeligen Nest, bedeckt von ihrem buschigen Schwanz, zusammengerollt die Tage verträumen und nur für eine schnelle Mahlzeit ihre Nase in die Welt stecken. Ein solch gemütlicher Winter will verdient sein und so sorgen sie weiter vor, erklettern zu unserem Vergnügen immer und immer wieder den Hasel neben der Terrasse, pflücken unter Darbietung halsbrecherischer Kunststücke noch von der dünnsten, sich tief herabsenkenden Zweigspitze Nuss um Nuss ab, um sie sodann als Vorrat zu verstecken. Und auch unseren zwei riesigen Buchen ergeht es nicht anders. Fleißig werden ihre Eckern gesammelt und gehortet. Einen Teil aber bringen die Eichhörnchen als Saat für neue Bäume und damit als Nahrungsquelle vieler weiterer Eichhörnchengenerationen aus. So kommt es, dass auch die standhaften Buchen oder ein bodenständiger Hasel in Bewegung geraten und ihre kleinen quirligen Erfüllungsgehilfen sich von bloßen Nutznießern zu Gestaltern unserer Erde erheben. (Wer jetzt einwendet, ein Baum habe keine Ambitionen die Erde zu bewalden und das Eichhörnchen säe nicht, sondern vergesse bloß, wo es den Samen versteckte, der vermenschlicht wieder einmal ganz unzulässig Pflanze und Tier.)
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