
Wovon man so träumt ... z.B. sich seine Kleidung selbst zu schneidern, eigene Modelle zu entwerfen, um unabhängig von Mode und Massenware zu sein. Auch um hochwertige Stoffe verarbeiten zu können, statt zu tragen, was mit bedenklichen Chemikalien ausgerüstet und unter fragwürdigen Umständen verarbeitet wurde. Gründe genug, das Sichkleiden wie andere grundsätzliche Bedürfnisse auch, soweit es geht wieder in die eigenen Hände zu nehmen und dabei vielleicht zu erfahren, dass gar nicht stimmt, was uns erzählt wird: Vielleicht brauchen wir viele der uns so selbstverständlich gewordenen Dinge und Bequemlichkeiten nicht und vielleicht ist das Opfer, das wir für ihren Erwerb in Form von Jobs, die das zerstörerische Rad am Laufen halten, zu groß und die Mitwirkung daran, dass einige Globalplayer durch unsere Arbeit und unseren Konsum mit grenzloser Macht ausgestattet werden, zu selbstmörderisch. Und während wir noch all den Tand erwerben, gehen uns die wesentlichen Dinge wie gute Luft, sauberes Wasser, eine intakte Natur, Ruhe und Frieden verloren. Es mag sein, dass das Fiasko, in das wir hineintreiben und dem wir uns so hilf- und mutlos ergeben, nicht mehr abzuwenden ist, aber es ist auch immer besser, ein Licht zu entzünden, als über die Dunkelheit zu klagen. Und im Zweifel mag es auch besser sein, sich zu wappnen für eine nächste Runde im Spiel, damit wir dem Tag danach mit möglichst vielen grundlegenden Fähigkeiten begegnen und der Einsicht, dass es sich mit mehr Menschlichkeit und Empathie, mit mehr Bescheidenheit, Weitblick und Mut besser leben lässt. Aber bleiben wir bei den grundlegenden Fähigkeiten und meinem Traum vom Nähen, der sich - wie so oft - leichter verwirklichen lässt, wenn statt gutmeinender theoretischer Gründe ganz handfeste Notwendigkeiten vorliegen. Daher kam mir sehr gelegen, dass sich das Wäschewaschen mit handbetriebener Trommel und Stampfer zwar als simpel bei allen kleinen Teilen herausgestellt hat, große aber durchaus ihre Mühe bereiten. Die erste Konsequenz war deshalb die Abschaffung der üblichen Bettwäsche zugunsten von Schurwolldecken, auf deren Selbstreinigungskräfte wir vertrauen lernten. Sie müssen nur gelüftet, geschüttelt und gebürstet werden und sind dann ganz ohne Wasser und Seife frisch. Und was bei Bettdecken so gut funktioniert, sollte auch für Kleidung aus Wolle gelten.

Also besorgte ich - nachdem mir eine alte Nähmaschine bei einer Haushaltsauflösung zufiel - bunte Wollwalk-Reststücke, die ich anfangs nur spielerisch um mich drapierte, irgendwann aber einfach nach Gefühl oder auch unter Zuhilfenahme alter Kleidungsstücke als Muster zuschnitt und zusammennähte ... zuerst einen Poncho (kinderleicht), danach Röcke (simpel) und ärmellose Westen (kaum kniffeliger), dann eine Hose und ein Kleid.
Im Bild das erste Machwerk: Ein Poncho aus einem doppelt gelegten Stoff mit Halsausschnitt und zusammengenähten Seiten unter Freilassung der Ärmelöffnungen. Zur Zierde zwei Filzlappen in Blattform, die den Stoff über einen Holzknopf gezogen raffen. Der Rock besteht aus zwei gleichen Teilen, die an den Seiten zusammengenäht und oben lediglich mit einem Gummizug versehen sind. Einfacher geht es nicht.
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Gerlinde (Montag, 30 September 2019 13:02)
Mit Deiner bella figura alles chic!