Zu Ende die Party

Am Abend haben wir Kerzen angezündet, ein Stoßgebet hinaus in den Sturm geschickt und dann halb fasziniert, halb besorgt den schaurigen Geräuschen draußen gelauscht. Das Unwetter lud zu einem rauschenden Fest mit Blitz und Donner. Und unsere Kiefern waren seine ausgelassensten Gäste. Stundenlang tanzten sie wie verrückt, bogen und schüttelten sich orgiastisch, warfen alle Fetzen von sich, schleuderten Äste, sangen, ächzten und knarzten, kratzten und rammten sich in freundschaftlichem Gerangel oder wiegten sich gemeinsam wie in Trance mit dem Wind. Hörte die Musik für einen Augenblick zu spielen auf, so schöpften sie scheinbar erleichtert Kraft, richteten sich auf und positionierten sich balancierend neu wie eine Primaballerina auf ihrem Tanzbein. Sie ahnten es wohl, es könnte ihr letztes Fest sein. Denn manchmal genügt schon eine ungeschickte Drehung, eine Schwäche, eine kleine Unaufmerksamkeit oder eine unvermutete Böe und es reißt sie aus dem Gleichgewicht. Dann verwandelt sich die grazile Schönheit in eine zentnerschwere Matrone, die im Fallen alles mitreißt und sich einmal hingestreckt nie wieder erheben wird. Es ist ein Fest zu Ehren der Schwelle zwischen Leben und Tod und zu bedeutsam um keine Orgie zu werden.

Derweil sitzen wir beim Feuer im Souterrain und schauen respektvoll zu. Wir sind zu ängstlich und vorsichtig, zu zerbrechlich als dass wir eine Bereicherung der Gesellschaft da oben darstellten. So bleiben sie unter sich während wir schon einmal die Arbeitshandschuhe herauslegen für das große Aufräumen am Ende der Party.      

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