Ich bin dann mal weg

Als schon im Februar der Frühling Einzug hielt, hätte ich wohl zum ersten Mal in meinem Leben die Uhr anhalten mögen, um mir eine Verlängerung der Winter-Auszeit zu gönnen. Am Feuer sitzen, lesen, Steckenpferde reiten und die Stunden, statt sie mit Sachverstand zu verwalten, mit Nettigkeiten füllen, das war ich noch nicht leid. Und so reißt mich der Frühling beinahe unwillkommen aus meiner Komfortzone. Er verlangt, Pläne zu machen, aufzuräumen, Unkraut zu jäten, Hochbeete vorzubereiten und neue zu bauen, Samen zu kaufen, Einsatz zu zeigen, Risiken einzugehen, Erfolge zu feiern und Enttäuschungen wegzustecken ... das Leben halt. Und so stand ich gestern im schönsten Sonnenschein mitten im Garten, seufzte schwer und wusste nicht wo anfangen. Überall war etwas zu tun und an einem Tag durchzukommen völlig unmöglich. Aber wie heißt es so schön, auch die längste Reise beginnt mit dem ersten Schritt und so nahm ich mir lustlos das kleinste Beet zuerst vor, rupfte, kratzte, wühlte in der nach dem langen Regen schweren feuchten Erde und siehe da, es fühlte sich ganz wunderbar an. Die Hände wurden schwarz, die Nägel verkrustet, ich half dem Leben auf die Sprünge. Und mein Garten? Er hatte nichts gegen meine Berührungen. Er war an mich gewöhnt. Wie eine Katze, die auch allein zurecht kommt, aber mit ein bisschen Liebe, Futter und Streicheleinheiten noch einmal so gut gedeiht. Unter meinen Händen wurde die Welt ein winziges Bisschen schöner und ich? "Ich bin dann mal weg ... von mir" und das tut ganz überraschend gut.     

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