
Das kulinarische Jahr beginnt mit den ersten Polstern Winter-Postelein und Trieben von Brenn- und Taubnessel. Dann kommen endlich wieder Berge frisch gepflückten Salats auf den Tisch und sämiges Gemüse aus Nesseln mit einigen Blättchen Gundermann und Ehrenpreis gewürzt. Erst im letzten Jahr beschäftigte ich mich intensiver mit den wild wachsenden essbaren und heilkräftigen Kräutern und nun gehe ich schon mit geübtem Blick durch die Umgebung, scanne die Wegränder auf frische Köstlichkeiten und freue mich, wenn ich fürs Abendessen fündig werde. "Sammeln ist das neue Kaufen" schrieb ich letztes Jahr dazu und vor vier Jahren in meinem Buch: "Sollte das Fundament unserer Gesellschaft weitere Risse bekommen, unter uns zusammenbrechen und der gewohnte Zustrom von Waren und Dienstleistungen einmal ausbleiben ... würde es denen gut gehen, die noch über elementare Kompetenzen verfügen, um sich ihr Leben selbständig einzurichten." Tja, da sieht es wohl so aus, als hätte der Nostradamus in mir etwas vorausgeahnt und mich zum schnellen Erwerb wenigstens der einen oder anderen Kompetenz getrieben. Und auch die vor rund einem Jahr in einem Beitrag von mir in aller Unschuld herbeigewünschte "Kollektive Grippe" hat sich auf unheimliche Weise bewahrheitet. Allerdings sollte sie nach meiner wohlmeinenden Vorstellung die Erde entlasten und uns allen eine dringend benötigte meditative Pause zur Besinnung bescheren. Davon kann in diesen Tagen jedoch keine Rede sein. Weit davon entfernt, sich gemeinsam zurückzulehnen und zu beraten, wie man auch ohne globale Fehlleistungen gut leben könnte, wird jeder Versuch des Umdenkens vom medialen Spektakel und politischen Kurzschlusshandlungen erstickt, die uns ärmer und um weitere Freiheiten beraubt zurück in die gewohnte Selbst- und Weltausbeutung entlassen werden.
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