Sie kann mich mal, die Realität

Wie heißt es im Artikel der 'Calluna' so schön: "Die beiden sind Realisten genug, um zu wissen, dass sie weit von einer Art Selbstversorgung entfernt sind, ..." Ja, so realistisch bin ich wohl. Wenn ich aber im milden Licht des frühen Morgens einen ersten Gang durch den Garten mache, dann kann sie mich mal, die Realität. Dann lasse ich mich nur zu gern verzaubern und wähne mich inmitten der verschwenderischen Fülle in einer heilen Welt. Dann rechne ich mich reich angesichts großer Knollen gelber Bete, saftig wachsenden Möhrengrüns, weiß und violett blühender Kartoffeln, angesichts von Zuckererbsen, die immer wieder neue Schoten bilden und der sich mühelos um ihre Stangen windenden Bohnenranken. Dann staune ich über die üppigen Blätter des Mangolds mit seinen bunten Stielen, den Lauch und die Pastinaken, freue mich auf die verschiedenen Sorten Zucchini und Gurken, die sich mit knickergroßen Früchten ankündigen, und auf den ersten dicken Kürbis.

Und wenn uns im Frühjahr noch der Ehrgeiz zur Seite stehen muss, um uns mit dem zu begnügen, was sich draußen sammeln lässt, kann im Sommer von Verzicht keine Rede mehr sein. Jetzt ist es ein Kinderspiel, kurz vor dem Abendessen durch den Garten zu streifen und mehr als genug für eine Mahlzeit zu ernten. Nur der Reis dazu ist weit gereist, wird aber immer öfter durch Dinkel aus der Region ersetzt, der herzhaft und mit viel Biss noch mal so gut zum heimischen Gemüse passt. Eine große Handvoll gehackte Petersilie, Salbei, Schnittlauch und Oregano krönt dann ein Gericht, das zwar keine Sterne einheimsen würde, dafür aber einfach und schnell gekocht nach einem Tag im Garten satt und zufrieden macht.  

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