
Eine lange Reihe heißer Tage neigt sich dem Ende zu. Innerhalb weniger Stunden ist es abgekühlt, ein frischer Wind weht durch den Garten und abgestorbene Kiefernadeln regnen von den Bäumen. "Es wird Herbst" sagen wir beim Anblick unisono und nehmen gedanklich Abschied vom kühlen Bad in der Hardau, von der Dusche mit dem von der Sonne erhitzten Wasser aus dem Gartenschlauch, vom Barfußlaufen, von der Hängematte unter der Buche, vom Frühstück und Abendessen auf der Terrasse, vom Jubeln über die Größenrekorde der gelben und roten Beete, vom Staunen und Ernten und von der Dankbarkeit, weil wir schon jetzt mehr haben, als wir brauchen. Der Herbst bringt andere Freuden: Ein Feuer im Ofen, das nach einem langem Spaziergang seine unvergleichliche Wärme spendet, ein deftiger Sauerkrauteintopf, Kuscheln unter wollenen Decken und viele Stunden lesen und reden und versuchen, die Welt zu verstehen, die sich so schnell gewandelt und die tiefsten und stärksten Antriebe der Menschen bloßgelegt hat. Viele erkannte man nicht wieder, auch nicht ohne ihre Maske. Die Menschen sollten sich Feind werden in diesem Sommer. Fremd geworden sind sie sich. Glücklich, wer da jemanden an seiner Seite hat, der vertraut blieb, und wer einen Zufluchtsort sein Eigen nennt, an dem die Fremdheit heilen kann. Vielleicht in diesem Herbst an einem tröstlichen Feuer ...

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Ebeling, Monika (Samstag, 03 Oktober 2020 00:50)
liebe Anja, nun ist Herbst und Corona nimmt kein Ende. Was ist in der Welt geschehen. Menschen sind so verändert, voller Angst und Misstrauen. Ich kann keine Maske/Maul-korb tragen und höre dumme Sprüche und böse Blicke. Ich habe mir vorgenommen, trotzdem freundlich zu bleiben. Wir sind nicht alle gleich, und Menschen meinen, sie müßten über andere bestimmen. Wo bleibt die christliche Haltung - liebe deinen Nächsten wie dich selbst -. Es könnte doch alles so schön sein. Ich suche mir immer wieder Nischen zum Auftanken, um in Frieden zu bleiben. Bleib gesund, liebe Anja, und schreib weiter so schöne Geschichten, die so gut tun.
Anja (Samstag, 03 Oktober 2020 07:48)
Liebe Monika, ich danke Dir für Deinen Kommentar. Es tut gut zu hören, dass es auch anderen nicht leicht fällt, sich in dieser Zeit einzurichten. Die meisten dagegen scheinen gut in der neuen Normalität angekommen zu sein. Es ist ja für eine gute Sache, das kann man doch wohl zusammen durchstehen, so hört man. Die Moral hat Stellung bezogen. Tatsachen bedeuten da so wenig wie Argumente, Empfindsamkeiten schon gar nicht. Ja, wo bleibt die christliche Nächstenliebe? Gestern dachte ich noch in Entlehnung des Buchtitels "Was würde Jesus heute sagen" daran, was er zu Abstand und Masken, Quarantäne und systematischer Angsterzeugung sagen würde. Sicher würde er von der Leichtigkeit des Seins sprechen und über Sperlinge und Lilien ... und ich erinnere mich an etwas, das ich irgendwann einmal las: Es ist nicht meine Aufgabe, an mich zu denken. Das ist Gottes Aufgabe. Meine ist es, an ihn zu denken.
Wo bleibt diese spirituelle Dimension, das Heilige des Lebens, wenn wir uns nur noch um die Verwaltung gesunder Körper kümmern?
Danke für Deinen Zuspruch, liebe Monika. Ja, es wird Zeit für neue Beiträge.
Gerlinde (Samstag, 10 Oktober 2020 09:20)
„Gesundheit ist nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts“
Liebe Grüße
Ursula Kukureit (Montag, 25 Januar 2021 17:45)
Liebe Anja, heute habe ich mal wieder deinen blog aufgerufen, voller Erwartung, neue Beiträge von dir zu lesen. Enttäuschung! Aber ich kann verstehen, daß du im Moment nicht in der Lage bist, so positive und aufbauende Beiträge, die uns immer allen gut getan haben, zu schreiben. Auch eine dramatische Folge von Corona und den Sanktionen. Wie ein grauer Schatten legt sich die Situation über unsere Seelen.
Hoffen wir mal, daß wir alle nicht nur körperlich, sondern auch seelisch gesund bleiben.