Netz-Werke

"Sollte das Fundament unserer Gesellschaft weitere Risse bekommen, unter uns zusammenbrechen und der gewohnte Zustrom von Waren und Dienstleistungen (von denen wir ja komplett abhängig sind) einmal ausbleiben, wäre ich von dem fehlenden Stück Boden  abgesehen, nicht einmal mehr in der Lage, meine Nahrung zu erzeugen und einen Teil der sonstigen Versorgung zu gewährleisten." So steht es beinahe schon hellsichtig in meinem Buch. Allein war ich aber mit meiner Ahnung nicht, denn dass es nicht weitergehen konnte wie bisher, das haben wohl alle gefühlt und viele auch verlautbart.

Steht dann aber die Krise vor der Tür, könnten wir dennoch nicht überraschter sein. Es kann nicht sein, was nicht sein darf. Und so klammern wir uns lieber an Strohhalme und malen uns alles wieder gut. Die da oben werden es schon richten. Bisher ist es ihnen stets gelungen, den Karren am Laufen zu halten. Und wenn es dabei nicht immer mit rechten Dingen und zu aller Zufriedenheit zuging, so wurde es gekonnt verdrängt. Nun steckt er aber fest der Karren und wir, vom Schock noch nicht erholt, hören sie schon wieder reden. Von einmaligen Zeitfenstern, die genutzt werden müssen, von gigantischen Transformationen, die auf uns zukommen, von Digitalisierung und der gesamten Art, wie wir leben werden. Die frischen Esel, wie es scheint, stehen schon lang im Stall bereit, um den Karren aus dem Dreck zu ziehen. Und während wir noch ungläubig schauen und die Namen der Grautiere lernen, werden sie vor unseren Augen angeschirrt und die Peitsche gezückt.

 

Wir zogen aufs Land, um Ruhe zu finden, selbständiger und unabhängiger zu werden. Wir wollten, sofern wir tatsächlich an eine Krise noch zu unseren Lebzeiten glaubten, diese im Wald aussitzen - unbehelligt vom Irrsinn der Welt, zurückgezogen im "Abseits als wirtlichen Ort" (Gronemeyer, Marianne). Ich fürchte, wir müssen umdenken. Jetzt ist nicht die Zeit der Alleingänge. Jetzt braucht es Netz-Werke aller Art. 

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0