Was ewig bleibt

"Wir wissen nicht was kommt, wir wissen nur, was ewig bleibt." So heißt es bei Johannes Oerding in "Hundert Leben". Ein wie die andere Aussage ist tröstlich. Wir wissen wirklich nicht was kommt. Die mit der größeren Macht haben wohl ihre Pläne geschmiedet und uns ihre Vorstellungen von unserer Zukunft auf den Tisch gelegt, aber Pläne gehen vielleicht unter klinischen Bedingungen auf, wenn alle Variablen und Parameter bekannt und berechnet sind; das Leben jedoch ist kein steriles Labor, das Leben gleicht eher dem Wetter: chaotisch, unvorhersehbar und voller Unbekannter - wie wir jetzt, völlig eingeschneit und arktischen Temperaturen ausgesetzt, sehen können. Es liegt schlicht nicht in ihrer Macht, zu wissen was kommt. Niemand weiß das. Wie sagt Blaise Pascal so schön: "Willst Du Gott zum Lachen bringen, so erzähle ihm von Deinen Plänen" und sobald wir uns ein Herz gefasst haben, werden wir einstimmen.

In ihren Planspielen sind wir nicht mehr als eine Masse austauschbarer Objekte, wir aber - die wir nicht von Hybris befallen sind - wissen noch um die Dinge, die "ewig bleiben" und das macht uns stärker als wir glauben. Und damit komme ich zum zweiten Halbsatz und zu einer wahren Geschichte, die mir wieder eingefallen ist, als ich den Kälbchen und ihren sanften Müttern auf der Wiese unterhalb unserer Siedlung zusah:

"Es war einmal eine Kuh, die lebte auf einer Weide nahe am Wald. Morgens verließ sie wie alle anderen Kühe den Stall zum Grasen, abends kehrte sie zum Melken wieder heim. Es hätte ein schönes Leben sein können, wenn sie und ihre Gefährtinnen nicht Jahr um Jahr ihre Babys zum Stall hätten führen müssen, um sie sich vom Bauern wegnehmen zu lassen. Eines Tages aber gebar diese Kuh versteckt am Waldrand Zwillinge. Als sie abends zum Stall ging, hatte sie jedoch nur eines ihrer Babys bei sich. Das andere hatte sie im Schatten der Bäume verborgen, um tagsüber zu ihm zurückzukehren, es zu säugen und mit all der Liebe zu umsorgen, die solange in ihr verschlossen war, dass sie schon geglaubt hatte, sie wäre für immer verloren gegangen.

"Wir wissen nicht was kommt, wir wissen nur, was ewig bleibt" und das kann ungeahnte kreative Kräfte in uns allen wecken.

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