Etwas in die Welt setzen wie ein Ei

Was macht man mit angestauter innerer Spannung, wenn sie sich an der Ursache nicht abreagieren kann, weil die gesellschaftlichen Kräfte übermächtig sind? Wenn also - wie irgendjemand so schön sagte - das Gesicht für meine Wut fehlt, was dann? Immerhin bleiben  Ungehorsam und Standhaftigkeit und das Reden zum Trotz. Aber wohin mit all der darüber hinaus durch die Hilflosigkeit aufgestaute Energie? Kraft- und Kampfsport taugen bestimmt, aber harte körperliche Arbeit im Garten ist unser erprobtes Mittel. Mit ihr lassen sich Spannungen abbauen und eine gesunde Müdigkeit schaffen, die auch in unruhigen Zeiten schlafen lässt. Im Garten greifen wir Gott unter die Arme, helfen das Gute und Schöne zu bewahren und werden getragen von dem, was ewig bleibt. Ein anderer Seelentrost ist es, etwas Neues zu schaffen. Etwas in die Welt zu setzen wie ein Ei, das ausgebrütet wird. Eine Idee, eine Vision oder ein Werk. Ein Neubeginn, damit die Zukunft sich eingeladen fühlt, ihn zu beleben und mit Gegenwart zu füllen. Planend und schaffend begegnen wir der erlernten und verordneten Hilflosigkeit und trauen uns wieder zu sagen: "Es ist ja unser Leben und unsere Zukunft. Sie gehört nicht Euch und Euren Plänen. Wir stehen nicht mehr zur Verfügung." Unser ganz eigener Neubeginn, der uns aufrecht hält und hoffnungsfroh macht, ist der anstehende Umzug aus unserem bisherigen Schwedenhäuschen auf der linken Seite des Grundstücks in unser bisheriges Gästehaus auf der rechten Seite, bei dem nach allen Regeln der Lehmbaukunst die einfachen Blockbohlen zur besseren Wärmedämmung innen und außen isoliert werden. Kein "Dark Winter" soll uns schrecken. Wenn es kalt wird und die Unbillen sich mehren, werden wir auf der Ofenbank warm und geborgen zwischen dicken Hauswänden aus Holz, Hanf und Lehm sitzen, so dass auch der eisigste Wind uns nicht mehr frösteln macht. So schauen wir getrost, was kommen mag.

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