
Die Angst geht um! Geht sie? Geht sie nicht! Nach Auskunft der DAK fürchtet sich nun nur noch jeder fünfte Deutsche vor Ansteckung samt Krankheit. Wie wunderbar ist das denn?! Vier von fünf sind unbesorgt. Sie sind raus aus der Angst. Vier von fünf haben sich also entweder nie schrecken lassen oder haben sich den Dämonen gestellt und sie besiegt. Ein Hoch auf die Bezwinger der Angst! Sie sind die stillen Helden unserer Zeit. Noch wandeln sie unerkannt unter uns, aber sie verändern die Stimmung. Bald wird ein vorsichtiges Lachen zwischen den Menschen irrlichten, es wird mehr, es wird lauter und endlich in ein großes befreiendes Gelächter münden. Wir werden uns verwundert schütteln, unsere Wunden lecken und dann ein Fest veranstalten mit Hühnersuppe zur Stärkung des Körpers und "Hühnersuppe für die Seele". Und danach werden wir zu neuer Form auflaufen - alle gemeinsam.
Erster Nachtrag: Heute waren wir - da die Maskenpflicht z.Z. nicht gilt - endlich einmal wieder gemeinsam auf dem Wochenmarkt und ich finde bestätigt, was ich oben schrieb. Die Menschen standen dicht zusammen, nur wenige trugen eine Maske, die Atmosphäre war entspannt. Beinahe wie in alten Zeiten. Und dann beim Wurststand hörte ich das Unikat von Mann hinter der Theke zu einer Frau mit Maske sagen: "Nehmen Sie das Ding doch mal ab, ich versteh' sie ja gar nicht!" Darauf sie: "Aber wenn die Kontrolle kommt ..." Worauf er herzhaft erwiderte: "Pah, Kontrolle. Ich bin der Kapitän auf meinem Schiff." Das hob die Laune bei allen und wir bekamen - wie üblich - unsere aussortierte Wurst für Anouk.
Zweiter Nachtrag: Anruf meiner Schwiegertochter. In Leipzig ist es furchtbar. Es würde sie nicht wundern, wenn irgendwann die ersten Ungeimpften auf der Straße zusammengeschlagen würden. Die Stimmungsmache schockiert sie.
Und jetzt? Jetzt wird es wohl darauf ankommen, welchen Wolf wir füttern:
Eines Abends erzählte der alte Indianer seinem Enkelsohn am Lagerfeuer von dem Kampf, der in jedem Menschen tobt. Er sagte: „Mein Sohn, der Kampf wird von zwei Wölfen ausgefochten, die in jedem von uns wohnen. Einer ist böse. Er ist der Zorn, der Neid, die Eifersucht, die Sorgen, der Schmerz, die Gier, die Arroganz, das Selbstmitleid, die Schuld, die Vorurteile, die Minderwertigkeitsgefühle, die Lügen, der falsche Stolz und das Ego. Der andere ist gut. Er ist die Freude, der Friede, die Liebe, die Hoffnung, die Heiterkeit, die Demut, die Güte, das Wohlwollen, die Zuneigung, die Großzügigkeit, die Aufrichtigkeit, das Mitgefühl und der Glaube.“ Der Enkel dachte einige Zeit über die Worte seines Großvaters nach, und fragte dann: „Welcher der beiden Wölfe gewinnt?“ Der alte Cherokee antwortete: „Der, den du fütterst.“
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Ursula Kukureit (Montag, 29 November 2021 10:31)
Welch schönes Gleichnis! Genau diese Gedanken mache ich mir seit meiner Erfahrung am 1. Advent in unserer Kirche. Ich war sehr geneigt, den ersten Wolf zu füttern....
Seit ich mich aber für den zweiten entschieden habe, geht es mir viel besser!