Adventszeit

Überall Baustelle, wohin man auch schaut. Ausnahme- und Übergangszustände zerren an den Nerven und machen mich anfällig für schnelle Lösungen. Je unwirtlicher es draußen wird, je chaotischer es im Innern ist, desto mehr wächst in mir die Sehnsucht nach Übersichtlichkeit, Ruhe und Ordnung. In solchen Zeiten neige ich dazu, Kompromisse einzugehen, denn für mein inneres Gleichgewicht brauche ich eine schöne, harmonische Umgebung. Und darauf kann ich nicht geduldig warten, die muss ich notfalls selbst gestalten. Werner dagegen ruht auch in stürmischen Zeiten in sich, behält den Überblick und beharrt, während ich mit den Hufen scharre, auf Zukunftstauglichkeit. Hier begegnen sich Kurz- und Weitsichtigkeit, Pragmatismus und Perfektionismus. Werner hat es nicht eilig und will sich später nicht ärgern. Mir dagegen ist Reue (beinahe) fremd. Selbst wenn ich irgendwann feststelle, dass dieses oder jenes besser geplant und umgesetzt hätte werden können, zucke ich nur mit den Achseln, überlege mir einen Kompromiss oder suche eine Alternative, die mich dann genau so zufrieden macht. Beide Herangehensweisen haben etwas für sich, aber auf die Spitze ihrer Schattenseite getrieben können sie das Leben auch höchst kompliziert machen. Wem im Eifer des Gefechts jedes noch so billige Mittel Recht ist, der muss sich nicht wundern, wenn die Lösung schlimmer ist als das Problem, aber auch wer vor lauter Perfektion und Theorie die Bodenhaftung verliert, wird vom Leben bestraft. Das sind allerdings nicht unsere Sorgen. Wir haben uns schon ausgiebig die Hörner abgestoßen und ecken auch weiterhin an. Dabei nimmt der Realitätssinn unweigerlich zu und daher können wir jetzt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sagen: Den Advent verbringen wir noch in Vorbereitung, Weihnachten aber ziehen wir provisorisch um - mit Bett und Sofa und vielen Kerzen. Das wird ein Fest!

 

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